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Stefan Schumacher

Stefan Schumacher begann seine Profikarriere 2002 beim Team Telekom, das er Ende 2003 verließ. Ab 2006 fuhr er für das Team Gerolsteiner. 2008 wurde ihm bei Tests anlässlich der Tour de France EPO-CERA nachgewiesen. Entsprechende Nachtests von Proben der Olympischen Spiele 2008 wiederholten den Befund. 2008 wurde die Tour als nationales Rennen ausgetragen, da es im Vorfeld zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der UCI und der Amaury Sport Organisation (ASO), dem Tourveranstalter, gekommen war. Damit war die französische Antidoping-Agentur für das Kontrollprogramm vor und während der Tour 2008 verantwortlich.



Auffällige Blutwerte bei Stefan Schumacher vor der Tour hatten die AFL dazu veranlasst, bei dem Fahrer während des Rennen genauer nachzusehen. CERA stand zum ersten Male auf der Kontrollliste. Insgesamt wurde diese EPO-Variante bei vier Teilnehmern der Tour nachgewiesen. Siehe hierzu: c4f: Dopingkontrollen bei der Tour de France 2008.

Stefan Schumacher wurde zunächst von der AFLD für 2 Jahre gesperrt. Diese Sperre, die nur für Frankreich galt, wurde von der UCI bestätigt und damit weltweit gültig. Der Einspruch des Fahrers vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wurde negativ beschieden.

 

Es war nicht das erste Mal, dass Schumacher unter Dopingverdacht geriet. 2005 wurde bei ihm während der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt das Stimulanzmittel Cathine festgestellt. Er wurde dafür zwar disqualifiziert aber nicht mit einer Sperre belegt, da ihn keine Schuld treffe. Er hatte angegeben, dass ihm das Medikament in den Niederlanden als unbedenklich empfohlen worden sei (BDR, 14.9.2005).

 

2007 sorgte er erneut für Aufregung im deutschen Radsport. Anlässlich der WM 2007 in Stuttgart nährten auffällige Blutparameter Zweifel an der Sauberkeit des Athleten. Die von der deutschen NADA geäußerten Bedenken wurden aber schnell von BDR und UCI ausgeräumt. Schumacher konnte starten. Siehe hierzu >>> c4f: der BDR und Doping. Kurze Zeit später wurden ihm bei einem Autounfall Amphetamine nachgewiesen, die allerdings sportrechtlich nicht relevant waren (gaeubote, 9.1.2008).



Landgericht Stuttgart, 29.10.2013:
Die Kammer konnte aber letztlich nicht ausschließen und die dahingehende Einlassung des Angeklagten nicht widerlegen, dass die Tatsache, dass der Angeklagte gedopt hatte, dem vermeintlich geschädigten Vertragspartner bereits bekannt war.
Zwar hatte der Geschäftsführer und frühere Teamchef angegeben, dass er von der Dopingfreiheit des Angeklagten ausgegangen sei. Angesichts des konkreten Ablaufs der Gespräche zwischen den Beteiligten am 17. Juli 2008 und angesichts der Angaben insbesondere der Teamärzte vermochte die Kammer aber alleine auf die Aussage des Teamchefs keine Verurteilung zu stützen. Die Beweisaufnahme habe ergeben, dass die Teamärzte immer wieder mit Fragen der Athleten rund um das Thema Doping befasst worden seien; ein Arzt habe in der Hauptverhandlung von seinem Auskunftsverweigerungsrecht gem. § 55 StPO Gebrauch gemacht, ein anderer habe eingeräumt, dass er sich dem Doping-Verlangen eines Athleten nicht offen zu widersetzen wagte. Die sich hieraus ergebenden Zweifel am Vorliegen eines strafrechtlich relevanten Irrtums gingen, so die Kammer, zu Gunsten des Angeklagten, so dass dieser freizusprechen gewesen sei.

Schumacher leugnete stets gedopt zu haben (FAZ, 17.12.2009). Erst nachdem er von seinem ehemaligen Teamchef Michael Holczer auf Schadensersatz wegen Betrugs verklagt und ein Gerichtsverfahren eingeleitet worden war, legte Stefan Schumacher ein öffentliches Geständnis über seine langjährigen Dopingpraktiken ab. Ende Oktober 2013 sprach ihn das Landgericht Stuttgart von dem Vorwurf des Betruges frei, da während des Prozesses Zweifel darüber aufkamen, ob Holczer tatsächlich, wie er immer behauptete, nichts vom Doping im Team gewusst habe.

 

Im Folgenden zitiere ich aus verschiedenen Interviews von Stefan Schumacher, in denen er zu seiner Dopingvergangenheit Stellung nimmt.



Herr Schumacher, haben Sie gedopt?

Schumacher: Ja. Ich habe Epo genommen, auch Wachstumshormon und Kortikosteroide.

 

Im Februar 2009 sind Sie im "Sportstudio" des ZDF aufgetreten. Sie sagten: "Ich habe noch nie in meinem Leben gedopt." Stattdessen haben Sie über Verfahrensfehler räsoniert. Warum haben Sie damals nicht die Wahrheit gesagt?

Für diesen Auftritt schäme ich mich. Ich war psychisch so angeschlagen, dass ich keine klaren Gedanken fassen konnte. Ich war wie in einem Tunnel, lange Zeit nicht in der Lage, zu bedauern, was ich getan habe. Stattdessen fühlte ich mich rausgekickt. Das Spiel wurde einfach weitergespielt. Nur ohne mich. Ich dachte, ich könnte mich dagegen wehren. Dass der Sport sauber werden könnte, habe ich damals für Humbug gehalten.

 

Sie hatten gedopt und fühlten sich dennoch als Opfer?

Damals schon, ich hatte ja niemals den Wunsch zu dopen. Ich wollte nur nicht gegenüber den anderen nachstehen. Ich habe mich als 20-Jähriger in ein System eingefügt. Das macht mich nicht stolz, aber es war eben so. Und nun stellten mich ausgerechnet diejenigen an den Pranger, die für dieses System mitverantwortlich waren. Das hat mir extrem zu schaffen gemacht.

...

Haben Sie mit Kollegen über Doping geredet?

Ich habe gedacht, dass mal ein Arzt kommt und mir dann sagt, was Sache ist. Aber niemand kam. Und von den Fahrern hat zu Beginn auch keiner etwas erzählt. Trotzdem habe ich einige Dinge mitbekommen, auf die ich mir meinen Reim machen konnte.

 

Doping kam damals für Sie noch nicht in Frage?

Bis ich reif war zu dopen, dauerte es. Es hat Überwindung gekostet, obwohl die eigentliche Handlung ganz einfach ist: nur ein kleiner Piks in die Bauchdecke. Ich hatte mir zwar irgendwann Wachstumshormon besorgt, es aber zunächst wieder zurückgegeben. Dann habe ich im zweiten Jahr bei Telekom viel Gas gegeben. Aber es stellten sich keine Erfolge ein. Ich bin in ein Loch gefallen und musste wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers monatelang pausieren. Ich war stolz gewesen, sauber zu sein. Aber jetzt habe ich mir gedacht, du nimmst das Zeug, und es geht wieder voll ab. ...

Ich habe eine Woche lang Wachstumshormon genommen. Im Training habe ich gedacht: Ich fliege, das ist irre, jetzt bin ich Weltklasse. Aber im Rennen war ich dann so schlecht wie vorher auch. Im Grunde haben mich die Hormone noch weiter in den Keller gezogen.

 

Gibt es eine Erklärung dafür?

Im Herbst 2003 hat mich ein Arzt vom Team Telekom aufgeklärt. Die Szene war fast wie in einem Film. Ich habe den Arzt offen auf Doping angesprochen. Er hat erst ein bisschen rumgedruckst, doch dann hat er gesagt, er verstehe meine Situation, und hat erzählt von Testosteron, Wachstumshormon, Epo, Kortikosteroiden, Bluttransfusionen. Ich habe an diesem Tag meine Jungfräulichkeit verloren. Er hat mir dann auch erklärt, dass es völliger Quatsch war, was ich gemacht habe. Es bringe gar nichts, das Zeug zu nehmen, wenn man körperlich am Ende sei.

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Ich galt als eines der größten deutschen Talente, als die Zukunft des Radsports, und gurkte in einem drittklassigen Team rum. Und jetzt kam auch das Wissen dazu, was viele andere Fahrer machen. Irgendwann ist daraus die Motivation entstanden, es allen zeigen zu wollen. Ich habe trainiert wie ein Verrückter und habe dann auch intensiver mit den Dopingsachen angefangen. ... Meist habe ich Wachstumshormon und Kortikosteroide kombiniert.

 

Haben Sie auch Epo genommen?

Später schon, Epo ist im Ausdauersport das effektivste Mittel. Ich habe jedoch von Natur aus einen hohen Hämatokritwert, ich konnte nur mit Mikrodosen arbeiten, um bei Kontrollen nicht aufzufallen. Vor allem darf man den Placebo-Effekt nicht unterschätzen. Du hast das Gefühl, dass es jetzt richtig abgeht - ohne großartig in die Pedale zu treten. Du fühlst dich wie ein Kind, das wie Obelix in den Zaubertrank gefallen ist. Ich habe dann auch prompt meine erste Etappe eines Profi-Rennens gewonnen.

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Wenn man einmal das Gefühl [des Sieges] erlebt hat, will man es immer wieder haben. Deshalb habe ich die Spielregeln akzeptiert. Siege wurden mein Maßstab. Anfangs habe ich wegen der Dopingmittel einen inneren Kampf geführt, aber dieses Zerrüttetsein ist irgendwann weg. Doping wird zum Alltag, wie der Teller Nudeln nach dem Training.

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Haben Sie bei Gerolsteiner Ihr Dopingkonzept geändert?

Nein, ich habe zwar mal Epo anderer Hersteller ausprobiert, aber die Dosierung blieb ziemlich konstant.

 

Woher haben Sie die Präparate bekommen?

Zum Großteil von unseren Teamärzten.

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Nach der Tour starteten Sie bei der WM in Stuttgart, Sie gewannen Bronze. Es gab Dopingverdächtigungen gegen Sie. Wie haben Sie reagiert?

Heute ist klar, dass die Anschuldigungen falsch waren. Die Werte haben einfach nicht gestimmt, das war Schluderei. Objektiv muss man aber sagen, dass die Fahnder nicht den Falschen getroffen haben. Subjektiv habe ich das damals dennoch als Rufmord betrachtet. ...

Stattdessen waren immer Teamärzte dabei - und jede Menge Medikamente im Mannschaftsbus. Angefangen von Koffein- und Schlaftabletten bis zu den dicksten Hämmern von Schmerzmitteln wie Tramadol. Auch das Potenzmittel Viagra war im Koffer, das sollte die Atmung verbessern. Die meisten Sachen konnte sich jeder aus der Medikamentenbox nehmen. Das war völlig verrückt. Zudem spritzten die Ärzte vor und nach Rennen Aminosäuren, Mineralien, Säureblocker und gefäßerweiternde Mittel wie Actovegin. Heute sind Infusionen ohne medizinische Indikation grundsätzlich verboten. Es wurden falsche Rezepte für Kortisonpräparate ausgestellt. Und es wurde das Multiple-Sklerose-Präparat Synacthen, das auf der Dopingliste steht, herausgegeben. Einen so laxen Umgang mit Medikamenten habe ich nur bei Gerolsteiner erlebt, und Holczer war darüber bestens im Bilde.

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Nach den negativen Erfahrungen bei der Tour 2007 wollte ich eigentlich 2008 gar nichts nehmen. Dann habe ich mich anders entschieden. Cera war plötzlich sehr verbreitet. Sogar in Fachzeitungen konnte man darüber lesen. Es hieß immer, auch von den Ärzten, kein Dopingtest könne Cera finden. Mein Vertrag lief aus, das Frühjahr lief verkorkst für mich. Da kam wieder das Gefühl hoch: Du musst es allen zeigen - zur Not mit Cera.

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Aber, auch wenn es krank klingt: Moralisch fühlte ich mich damals im Recht, so hatte ich meinen Job als Profi-Radsportler gelernt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Als ich das Amstel Gold Race gewann, landeten hinter mir in dieser Reihenfolge: Davide Rebellin, Danilo Di Luca, Matthias Kessler, Michael Boogerd, Alejandro Valverde. Alle sind inzwischen des Dopings überführt oder haben Doping zugegeben. Habe ich einen von denen betrogen? Und glauben Sie, dass auf den Plätzen dahinter alle sauber waren?



Sie haben ein Jahrzehnt gelogen.

Anfangs war es gar nicht so schlimm. Ich musste nicht lügen, weil sich keiner für Doping interessiert hat. Erst mit der Fuentes-Affäre 2006 ist es ein riesen Thema geworden. Das war, als hätte jemand die Sauna aufgedreht, es wurde heißer und heißer.

 

Das Lügen begann?

Im Radsport hatte sich nichts geändert, aber der Stress von außen wurde immer größer. Doping war doch Teil unseres Geschäfts, so habe ich es gelernt – und auf einmal überall Fragen. Es klingt heute verrückt: Aber ich war damals wütend, jeder hat doch Leichen im Keller, warum wir, so dachte ich. Wenn ich gefragt wurde, habe ich natürlich gesagt, dass ich nicht dope. Was auch sonst? Wer dopt, muss lügen.

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Sie haben noch im August 2008 in einem StZ-Interview offensiv um Vertrauen in den Radsport und Ihrer Person geworben. Haben Sie geglaubt, was Sie erzählt haben?

Nein. Aber was hätte ich tun sollen? Man steigert sich da richtig rein und versucht es, überzeugend zu machen. Es war übel.

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Warum haben Sie erst jetzt gestanden?

Ich war damals noch nicht so weit. Ich empfand alles als ungerecht, dass sich die Welt gegen mich verschworen hat, dass ich ein Bauernopfer bin. Ich habe Ausreden gesucht, der hat doch auch gedopt und so weiter. Mein Mentalcoach Holger Fischer hat mich immer wieder daran erinnert: „Hättest du nichts genommen, wäre nichts passiert. Es war deine Entscheidung.“ Ich wollte auch nicht etwas Dahingeheucheltes erzählen. Heute stehe ich voll hinter dem, was ich sage. Und nach all dem, was in den vergangenen Monaten passiert ist, ist die Zeit auch reif für meine Geschichte.

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Ich habe Doping als Teil des Sports gesehen. Es war klar: wenn ich vorne mitfahren will, muss ich was machen. Das gehörte dazu wie das Rad. Ich wollte gewinnen. Und später als Kapitän habe ich auch Verantwortung für das Team gehabt. An den Ergebnissen der Spitzenfahrer hängen 60 Arbeitsplätze. Wenn ich zu feige bin und das Risiko Doping nicht eingehe, ist das schlecht für mich, aber auch fürs Team. Wenn alle aus Angst sauber fahren, kann die Mannschaft einpacken. So dachte ich. ... Es ist schwer und vielleicht nicht zu verstehen, aber zwischen der Außensicht und der Innensicht liegen Lichtjahre. Es ist vielleicht nicht die Geschichte, die die Leute hören wollen. ...

 

Sie hätten sagen können: ich höre auf.

Die Wahl hatte ich, ja. Aber ich wollte meinen Traum leben. Ich hatte nach dem Abitur alles auf die Karte Radsport gesetzt. Ich war bereit, für Erfolg vieles zu opfern. Ich wollte immer alles oder nichts.

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Wann haben Sie erstmals gedopt?

Im Herbst 2003.

 

Wie kam es dazu?

2002 war mein erstes Jahr als Profi, damals beim Team Telekom. Ich fuhr sauber und habe schnell gemerkt, dass das hier anders läuft. Ich war chancenlos. 2003 wurde ich dann im Frühjahr mit vielen Rennen verheizt, ich bekam Pfeiffersches Drüsenfieber, mein Körper war kaputt. Vor den deutschen Meisterschaften Ende Juni habe ich beim sportlichen Leiter von Telekom, Walter Godefroot, angerufen. Er sagte, dass ich mich nach einem neuen Stall umsehen solle. Ich war schockiert, ich war 21. Es gab keinen Welpenschutz. Da habe ich verstanden, dass ich um jeden Preis Ergebnisse einfahren muss. Ich hatte mir dann Wachstumshormone gespritzt, ohne Erfolg, weil ich nicht wusste, wann das auch sinnvoll ist.

...

Wurde über Doping offen gesprochen?

Nein. Die Spielregeln waren eindeutig: Doping ist ein privates Thema. Unter vier Augen geht viel, unter sechs Augen nicht, damit es keine Zeugen gibt. Außerdem waren wir zwar Kollegen, aber auch Kontrahenten, denen man nicht unbedingt erzählte, wenn man eine super Dosierung hatte.

 

Hatten Sie nie Angst um Ihre Gesundheit?

Das habe ich mir sicher ein bisschen schöngeredet. Aber ich habe sensibel auf Wachstumshormone reagiert und verhältnismäßig wenig genommen. Mit Epo konnte ich nur in Mikrodosen arbeiten, da mein natürlicher Hämatokritwert relativ hoch ist.

...

Waren Sie süchtig nach Dopingmitteln?

Nur in dem Sinne, dass ich das mentale Gefühl hatte: Ich brauche Doping, um konkurrenzfähig zu sein. Wenn du im Finale weißt, dass du alles getan hast, um Erfolg zu haben, beflügelt das. Mit Doping gab es keine Ausreden. Ohne Doping denkst du vielleicht: Ich habe nicht das gemacht, was andere machen – und schon fehlt dir vielleicht der letzte Biss, weil du dich im Nachteil fühlst. Und klar, einen Effekt hat es ja auch, vielleicht bei mir zwei Prozent mehr Leistung. Radsport ist auch mit Doping brutal und hart, aber du bist eben etwas besser. Statt 15. wirst du vielleicht Erster.

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War es systematisch bei Gerolsteiner?

Es war nicht wie bei US Postal oder Telekom, eher so ein Zwischending. Man musste Eigeninitiative zeigen, aber es gab einen klaren Zugang und involvierte Ärzte. Wir hatten keinen schriftlichen Medikationsplan, aber mündlich wurde einem schon gesagt, wann man was nehmen soll.

 

Holczer bestreitet alle Ihre Vorwürfe.

Die meisten seiner Topfahrer waren in Doping verwickelt, er hat intern nie so gehandelt wie er sich nach außen verkauft hat. Mir hat er mal gesagt, er glaube, dass ich für einen Weltklassefahrer relativ sauber sei. Aber er will nichts gewusst haben?



Der frühere Gerolsteiner-Teamarzt Achim Spechter erklärte vor dem Stuttgarter Landgericht, er habe nicht beim Doping geholfen. "Stattdessen habe er einem Radsportler Placebos verabreicht. Er habe den Athleten «im Glauben gelassen», dass es sich um das verbotene Mittel gehandelt habe, obwohl er ihm Vitamin-B-Präparate gespritzt habe, sagte der als Zeuge geladene Spechter. Dopingmittel habe er nie verabreicht. «Ich kann für mich reinen Gewissens sagen, dass ich das Risiko nie eingegangen bin.»"
dpa,4.7.2013

Der Prozess war für mich eine ungewollte Reise in die Vergangenheit. Drei Jahre nach dem Ende meiner sportrechtlichen Sperre wollte ich eigentlich nur noch in die Zukunft schauen und nicht auf der Anklagebank sitzen. Das hat mich schon sehr belastet. Aber der Prozess hatte zumindest das Gute, dass ich zuvor reinen Tisch gemacht habe. Das hätte ich schon viel früher tun sollen.

Das Geständnis war eine große Erleichterung für mich und mein Umfeld.

 

Warum haben Sie dann nicht schon früher gestanden?

Ich hatte lange Zeit kein Unrechtsbewusstsein. Meiner damaligen Meinung nach hatte ich einfach nur meinen Job gemacht, so wie ich es gelernt hatte. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mir meine Fehler eingestehen konnte. Als es jetzt zu dem Verfahren kam, war mir aber klar, dass ich die vielleicht letzte Chance hatte, mit der Vergangenheit aufzuräumen.

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Sind Sie jetzt unter den Kollegen der böse Bube, der das ungeschriebene Schweigegelübde gebrochen hat?

Ich glaube nicht, ich habe ja nur die Realitäten beschrieben. Es gibt immer Leute, denen das nicht gefällt, aber man kann es eben nicht allen recht machen. Es gab jedoch auch viele positive Reaktionen aus der Radsportszene.

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Im Prozess haben Sie sich hartnäckig geweigert, den Namen der Ärzte zu nennen, die Ihnen beim Doping und bei der Beschaffung der Mittel konkret geholfen haben. Hätte das nicht auch zu einem reinen Tisch gehört?

Beim Prozess waren immer viele Journalisten anwesend, und ich wollte weitere öffentliche Schlammschlachten vermeiden. Es sind zwei unterschiedliche Dinge, die Vergangenheit aufzuarbeiten oder jemanden an den Pranger zu stellen.

 

Sie haben im Frühjahr erklärt, dass Sie bereit wären, mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada zusammenzuarbeiten. Was ist da bis jetzt passiert?

Ich hatte bereits im Oktober ein ausführliches Gespräch mit der Nada, und es wird auch noch ein weiteres geben, voraussichtlich Anfang 2014.

...



 

Maki, Dezember 2013


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