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Saisonbilanz Cofidis 2005

von Steamboat, November 2005

&copy Fotos:  *Cyclingimages, ** velo-photos.com, *** Mani Wollner



 

>>> C4F-Teamliste Cofidis 2005

>>> Siege und Platzierungen

 

Der französische Radsport ist am Boden, aber Cofidis hält die Fahnen hoch und ermöglicht mit Hilfe der ausländischen Fahrer, dass doch ein Team aus Gallien konkurrenzfähig bleibt. So war es, so ist es.

 



So ist es eben nicht…

Die Bilanz sieht nicht nur auf dem ersten Blick ernüchternd aus. Gewonnen hat man in der vergangenen Saison gar nichts. Gar nichts stimmt nun nicht ganz, aber man blieb unter den Erwartungen. Das Team muss mit dem Kader 2005 andere Ansprüche gehabt haben, als nur eine Etappe bei der Tour de France zu gewinnen. Da hätte mehr gehen müssen…

 

Es wird bei der Betrachtung des Kaders offensichtlich, dass es dem Team vor allen Dingen an Häuptlingen mangelte. Cofidis unterscheidet sich von Bouygues Telecom oder fdjeux.com dadurch, dass es ein ganz patentes Team an Helfern gab, nur die Spitzenkraft fehlte. So fehlte z.B. ein Mann für die GTs.

 



Kader 2005, Teampräsentation **

So verwundert es nicht, dass es an den Top-Ergebnissen mangelt, die ein Team wie Cofidis realisieren sollte. Eine einzige Podiumsplatzierung bei einem Pro Tour-Event – das ist zu wenig.

 



Cofidis in Harmony

Matthew White, Giro 2005 *
Stuart O'Grady, Giro 2005 *

Man kann nach Gründen suchen. Entweder gelingt es dem Team nicht, entsprechende Größen ins Team zu locken - genannt als Interessent wird Cofidis häufiger, so war es z.B. kürzlich als neuer Arbeitgeber für Winokurow oder Simoni im Gespräch - oder dem Team fehlt hin und wieder die Harmonie. Darauf weisen Misstöne hin, die durch den Abgang von Matthew White laut wurden, als nämlich eine Stütze des Teams, Stuart O´Grady, sich mit diesem solidarisierte und ebenfalls ging. Dabei würde es Cofidis gut zu Gesicht stehen, O´Grady zu halten und White, der seinem australischen Landsmann öfter in der Vergangenheit sekundierte (siehe HEW-Cyclassics 2004), ebenso im Team zu belassen. O´Grady gewinnt nicht viel, aber holte doch ein paar Lorbeeren ins Team. Oder warum wurde ein Atienza entlassen? Der Spanier war der einzige im Team, der aufgrund seiner Endplatzierung bei den GTs auch Pro Tour-Punkte bekam.

 



Es fällt auf, dass man sich zur neuen Saison von einigen Fahrern trennte, die Etappen- und Rundfahrtssiege holten oder dem Team wenigstens Po Tour Punkte bescherten. Aber der Reihe nach.

 



Der beste im Team war 2005 David Moncoutié. Zwar gelang ihm nicht der einmal von ihm erwartete Karrieresprung zu einem guten GT-Fahrer (Platz 67 bei der Tour de France), wenn man aber die größten Erfolge der Equipe in der vergangenen Saison nennen soll, dann bleibt man unweigerlich an seinem Etappensieg bei der Tour von Briançon nach Digne-les-Bains (12. Etappe) hängen. Es fällt auf, dass er bei der Volta à Catalunya einen dritten Platz erreichte und bei Paris-Nizza gewann er das Bergtrikot. Weiterhin soll auf seine zwei sechsten Plätze verwiesen werden, die er im Gesamtklassement der Dauphiné Libéré sowie bei der Classica San Sebastian einfuhr. Der Vollständigkeit halber muss noch sein Etappensieg bei der Baskenland-Rundfahrt nachgeschoben werden. Damit wurde er 30. im Gesamtklassement der Pro Tour und somit bester Franzose. Über den Niedergang des französischen Radsports ist bereits genug geschrieben worden, so dass die simple Anmerkung und ein Glückwunsch an dieser Stelle reichen sollen…

 



Ein Australier in Flandern

Der zweitbeste „Cofide“ wurde O´Grady. Bei Mailand-San Remo verfehlte er knapp das Podium (Platz 4), wobei man bemerken muss, dass Hondo (Gerolsteiner) dort den zweiten Platz belegte. Der Australier glänzte noch mit einem 10. Rang bei Gent-Wevelgem. Ferner fuhr er im Rahmen des Giros und der Tour bei einigen Etappen noch einige Punkte ein. Beim Giro war es der dritte Platz der 10. Etappe, bei der Tour de France ein zweiter Rang auf der 13. Etappe (Miramas-Montpellier) und ein dritter Rang auf der dritten Etappe (La Châtegneraie - Tours).

 

Stuart O'Grady bei Paris-Roubaix 2005 ***


Etappensiege bei Rennen der Pro Tour feierte er keine. Insgesamt muss man dazu aber auch sagen, dass er eher jemand ist, der immer recht weit vorne mitfährt, aber am Ende sind meist andere schneller. So war es schon in der Vergangenheit. In der Pro Tour-Wertung waren es übrigens noch ein paar mehr die vor ihm landeten – am Ende der Saison steht er dort auf Platz 61. Landsmann und Freund White landete nicht in dieser Rangliste – dafür aber einen Etappensieg bei der Herald Sun Tour (2.HC) in Australien.

 



Daniel Atienza bei der Vuelta 2005, 18. Etappe ***

Drittbester des Teams wurde etwas überraschend Daniel Atienza. Man hätte ihn am Anfang der Saison nicht gerade als Leader bei GTs erwartet. Diese Führungsrolle hat er übernommen, wenn entweder niemand anderer aus dem Team dazu in der Lage war oder der angedachte Mann der Rolle nicht gerecht wurde (Bertagnolli). So belegte Atienza beim Giro den 14. und bei der Vuelta den 17. Platz. Die Ausbeute an Punkten für die Pro Tour ist nicht reichhaltig, aber es ist mehr als gar nichts. Bei Cofidis darf sich über Atienza ohnehin niemand beschweren, weil andere Fahrer sich noch deutlicher mit guten Ergebnissen zurückhielten. Platz 9 bei der Tour de Romandie und Platz 13 bei der Tour de Suisse rundeten seine persönliche Bilanz ab. Atienza wurde in der Pro Tour Wertung 102. Arbeitslos wurde er darüber hinaus nach dieser Saison auch.

 



Leonardo Bertagnolli *

Etwas stärker hatte man die italienische Neuerwerbung, Leonardo Bertagnolli, erwartet. Mit der Bürde, Kapitän beim Giro zu sein, wurde er offenbar nicht fertig. Jedenfalls verließ er den Giro, ohne besonders in Erscheinung getreten zu sein. Besser im Vergleich dazu sein Abschneiden bei der Vuelta, wo er die 2. Etappe von Granada nach Cordoba gewinnen konnte. Dass er später auch in Madrid nicht angekommen ist, sei am Rande erwähnt. Weitere Pro Tour-Punkte sicherte er sich durch Rang neun bei der Classica San Sebastian. Position 13 bei Tirreno-Adriatico genügte jedoch nicht mehr zum Erwerb von Punkten. Immerhin zu Platz 132 reichte es in der Pro Tour. Und ein Etappensieg bei der Tour du Limousin (2.1) war auch noch möglich.  

 



Sylvain – quo vadis?

Sylvain Chavanel
Tour de Pologne 2005 *
Cédric Vasseur
D-Tour 8. Etappe ***

Vier Plätze dahinter rangiert eine der großen französischen Hoffnungen, Sylvain Chavanel. Er war zu Saisonbeginn mit vielen Erwartungen verpflichtet worden. Zumindest im Rahmen der Pro Tour konnte er diesen nicht entsprechen. Bis zur letzten Rundfahrt des Jahres hatte er noch keine Punkte. In Polen sicherte er sich den neunten Platz, um so doch noch aufgeführt zu werden. Ansonsten waren die Resultate nicht so stark wie erwartet. Der 12. Rang bei der Züri-Metzgete kann sich sehen lassen, aber das Sahnehäubchen fehlt dem neuen französischen Meister im Zeitfahren. Es ist auch nicht in zwei Rundfahrtsiegen (Circuit de la Sarthe (2.1 –nebst Etappensieg) und Tour du Poitou Charentes (2.1)) zu finden.

 

Altmeister Cédric Vasseur taucht in der Rangliste der Pro Tour auf Position 155 auf. Sein zweiter Platz bei der 18. Tour-Etappe von Albi nach Mende verschaffte ihm Einlass in diesen Kreis. Zudem wurde er bester seines Teams bei der Grand Boucle (Platz 44). Als letzter des Teams folgt Arnaud Coyot, der in der „Hölle des Nordens“ (Paris-Roubaix) den 10. Platz erreichte und somit einen Punkt für die Pro Tour-Wertung (Platz 164) erhielt.

 

In Anbetracht dieser Ergebnisse muss man anmerken, dass man bei Cofidis zwar über solide Fahrer verfügt, aber es ist eben niemand dabei, dem auch mal ein großer Sieg gelingt. Es fehlt neben einem wirklichen Leader für die Landesrundfahrten auch an jemandem, der bei den schweren Hügelklassikern ein Wörtchen mitsprechen kann. Und wenn man an das flämische Frühjahr denkt…. Neuerdings mangelt es auch an endschnellen Männern, wenn es zur Massenankunft kommen sollte. Von daher sollte man sich nicht zu sehr wundern, dass Cofidis künftig versuchen wird, viele Fluchtgruppen zu gestalten und gut zu besetzen.  

 

Wo aber waren andere Fahrer? Warum fehlen sie in den Pro Tour-Rängen?

 



Was ist mit …

Luis Perez? 2004 war er noch Neunter der Vuelta. Dieses Jahr stieg er nach der Hälfte der Rundfahrt aus. Ansonsten fiel er in diesem Jahr durch Unauffälligkeit auf. Sein bestes Ergebnis war der zweite Platz bei der Aragon-Rundfahrt.

 

Guido Trentin? 2002 gewann er eine Etappe bei der Vuelta und zählte einmal zu den hoffnungsvollen Männern im Gesamtklassement. 2005 war nicht sein Jahr in der Pro Tour. Sein bestes Ergebnis war der 16. Gesamtplatz bei der Deutschland-Tour. Er wäre der ideale Mann, um einen anderen als Edeldomestike zu begleiten. Cofidis hat ihm aber die Papiere gegeben, auch wenn er zwei Etappensiege bei der Tour de la Région Wallone und beim GP J. Agostinho/T. Vedras (2.1) erzielte.

 

Dmitriy Fofonov? Der Kasache erreichte beim Giro einen vierten Etappenplatz. Auch er ist jemand aus der Truppe „Edeldomestike“. In der nächsten Saison fährt er zusammen mit Jimmy Engoulvent und Christophe Edaleine, die beide ihr Können 2005 nur wenig unter Beweis stellten, bei Crédit Agricole.

 

Guido Trentin **
Luis Perez **
Dmitriy Fofonov **


Janek Tombak? Der Este war zwar Mitglied der Tour de France-Equipe, konnte sich aber dort nicht ausreichend in Szene setzen. Dafür gewann er die Tour de Picardie (2.1) und war beim EOS Talinn-GP (1.1) siegreich. Für nächstes Jahr hat er noch kein Team.

 

Jimmy Casper? Der einst endschnelle Franzose kann bei kleinen Rennen durchaus gefallen. Drei Siege feierte er 2005. Ein Mal gewann er den GP de Denain (1.1) und dann den Châteauroux Clas. De l'Indre (1.1) sowie eine Etappe bei der Etoile des Bessèges (1.1). Künftig stellt er die Sprintfraktion des Teams dar. Nun denn, dann kann man ja nicht behaupten, dass man es nicht versucht hätte.

 

Janek Tombak **
Jimmy Casper **


Man kann es drehen, wie man will, die Saison von Cofidis hatte mehr Wolken als Sonne. Das Team hat zu wenig aus seinen Fähigkeiten gemacht. Allerdings hängt das wahrscheinlich eher damit zusammen, dass ihnen die richtigen Leute fehlen. Anders als bei anderen französischen Teams scheinen Helfer ausreichend vorhanden zu sein, aber der Puncheur fehlt letztlich.

 

Die größte Niederlage hat das Team sicherlich in der öffentlichen Wahrnehmung erlitten. Das beste Team aus Frankreich ist man nicht mehr. Crédit Agricole zeigte in der Saison bessere Leistungen. In der Teamwertung der Pro Tour landet Cofidis (11.) hinter Credit Agricole (9.), und auch in der Addition der Punkte der einzelnen Fahrer reicht es nicht, die französische Konkurrenz zu überflügeln. Zudem errang Crédit Agricole das grüne Trikot der Tour in Frankreich.

 



Tops und Flops

Die Gewinner des Teams sind:



• David Moncoutié: Er hielt die Fahnen des Teams notdürftig hoch. Bester Franzose. Zumindest kann er auch einige Ergebnisse vorweisen.



• Daniel Atienza: Er war die überraschende Allzweckwaffe bei Rundfahrten. Aber offensichtlich muss man in Frankreich sein bestes Pferd abgeben.

 



• Leonardo Bertagnolli: Zwar ist er kein Rundfahrten-Leader, aber zumindest mal einen Etappensieg konnte er der betrüblichen Bilanz der Pro Tour beisteuern.



 

Diese Fahrer enttäuschten:



• Sylvain Chavanel: 2005 trat er nicht so sehr in Erscheinung wie in den Vorjahren. Die wirklich guten Ergebnisse konnte er nicht erzielen.

 



• Stuart O´Grady: Der Australier gewann letztlich kein Rennen für Cofidis 2005. Dennoch ist er ein Gewinner. Er wollte zu Sony-Ericsson und fand letztlich in CSC einen dankbaren Abnehmer. Da wäre er nicht der erste Ackergaul, der dort wieder flott gemacht wird.

 



• Guido Trentin: Er nutzte nicht die Möglichkeiten. Nur mittelmäßige Platzierungen reichen nicht aus, um im Peloton bestehen zu können.

 



Ausblick 2006

Einen großen Aderlass kennzeichnet Cofidis auf dem Weg in die neue Saison. Wie erwähnt verlassen viele Fahrer das Team – nicht immer alle ganz freiwillig. Fahrer wie Trentin oder Atienza hätte man schon halten sollen. Auch wenn diese nicht immer Garanten für große Erfolge sind, wären sie doch gute Unterstützer für entsprechende Topleute. Wenn man nun gehässig ist, kann man momentan sagen, dass Cofidis ja zur neuen Saison keine guten Leute hat, also warum sollte man dann diese Fahrer halten? Da ist was dran.

 

Kommen und Gehen **


Viele Nachwuchstalente – besonders französischer Herkunft – wurden verpflichtet. Die werden in der kommenden Saison sicherlich noch keine bedeutende Rolle spielen. Daneben wurde für die GT z.B. der Kolumbianer Ivan Parra geholt. Er ließ durch zwei Giro-Etappensiege und den 20. Gesamtrang aufhorchen. Man muss kritisch schauen, ob er nun der Mann für die GT ist. Vermutlich ist er jemand, der nur für einzelne Etappen gut ist.

 

Daneben kommen Rik Verbrugghe und Christian Moreni von Quick Step. Der Belgier zeigte sich in der abgelaufenen Saison verbessert und man kann hoffen, dass er bei kleinen Rundfahrten evtl. die Top Ten erreicht. Moreni ist ein Typ für Klassiker, dem der ganze große Wurf eher weniger zuzutrauen ist. Aus Belgien kommt u.a. das Talent Maxime Monfort. Er wird seine Zeit brauchen, bis er in der Lage ist, vorne einzugreifen.

 

Der französische Radsport wird vermutlich auch 2006 noch nicht das Tal durchschritten haben. Jedenfalls deutet bei Cofidis nicht viel darauf hin.



Jimmy Casper
Dwaars door Vlaanderen 2005 ***
Guido Trentin
D-Tour 2005 ZF
***


Anmerkung und Kommentar


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