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31. Paris-Roubaix 1930

 

Datum: 20. April 1930, Ostersonntag

Distanz: 255,7 km

Fahrer am Start: 86

Fahrer im Ziel: 36

Durchschnittsgeschwindigkeit: 31,146 km/h

 



der Rennverlauf

Max Bulla

Wieviele Deutsche am Start waren ist mir nicht bekannt, nur das folgende drei deutschsprachige Rennfahrer antraten: Carl Altenburger, der Schweizer Heinrich (Heiri) Suter (Sieger von Paris-Roubaix und der Flandern-Rundfahrt 1923) und der Österreicher Max Bulla.

 



Bisseron während der Verpflegung in Amiens
Jules Merviel
greift an

Das Rennen verlief unruhig, eine Attacke folgte der anderen aber erst an der Steigung von Doullens (158 km) konnten sich die ersten Fahrer absetzen. Merviel riss aus, Bulla und Le Drogo nahmen die Verfolgung auf, doch nur Bulla konnte aufschließen. A. Magne versuchte vergeblich nachzusetzen und so blieb es einer siebenköpfige Gruppe vorbehalten das führende Duo zu schlucken. Bis Arras herrschte Ruhe, dann ergriff Verwaecke die Initiative, Maréchal und Leander Ghyssels folgten, Ghyssels fiel aber schnell wieder zurück in die kleine Verfolgergruppe, der es nicht mehr gelang näherzukommen. 65 Kilometer vor dem Ziel war das Rennen entschieden, bzw. waren die ersten beiden Plätze vergeben.

 

20 Kilometer später trat Maréchal kraftvoll an und sah schnell wie der Sieger aus, als ihm eine Reifenpanne dazwischen kam und sein belgischer Kollege wieder aufschloss. Da Maréchal der bessere Sprinter war, hätte Verwaecke wohl keine Chance in einem Zielsprint gehabt. So bekam dieser von dem Direktor seiner Fahrradfirma Alcyon Cycles, seinem Teammanager Ludovic Feuillet, die Order nicht zu führen, zumal noch eine vage Hoffnung bestand, dass Teamgefährten aufschließen könnten. 

 



Julien Vervaecke

3 000 Meter vor Roubaix wurde es plötzlich auf einem Kopfsteinpflaster-Abschnitt spannend.

 

Unerwartet attackierte Vervaecke und setzte sich, einen schmalen Pflasterrandstreifen nutzend, 15 Meter ab. Maréchal reagierte wütend auf diesen Vorstoß des von ihm später so bezeichneten Hinterradlutschers. Mit aller Kraft kam er wieder heran und wollte sich auf dem Pflasterstreifen vor seinen Gegener setzen. Da es sehr eng wurde, benutzen beide ihre Ellenbogen und es kam wie es kommen musste, ihre Räder stießen zusammen und Vervaecke landete mit einem Salto im Graben. Vervaecke kam zwar schnell wieder hoch, doch der junge erst 20jährige Franzose fuhr wie entfesselt seinem Traumsieg entgegen, begeistert angefeuert vom zahlreichen Publikum an der Straße.

 



Jean Maréchal erschöpft aber noch glücklich
Julien Verwaecke weinend im Ziel

Vervaecke, der 20 Sekunden später die Ziellinie überquerte protestierte sofort und sein Leiter legte Widerspruch ein mit der Begründung, Maréchal hätte seinen Gegner absichtlich in einen Graben voller Wasser gestoßen, was dieser natürlich heftig abstritt. Es ging heiß her zwischen Franzosen und Belgiern. Und das Urteil trug auch nicht zur Beruhigung bei: Maréchal wurde auf den zweiten Platz gesetzt. Hätte er regelwidrig gehandelt wäre eine Disqualifikation angesagt gewesen, wenn nicht, hätte der Protest zurückgewiesen werden müssen. Nicht wenige vermuteten, dass die Macht des Geldes Regie geführt hatte. Schließlich war Alcyon Cycles ein wichtiger Annoncengeber, der nicht selten ganzseitige Anzeigen schaltete. Da konnte der Pariser Sponsor Colin von Maréchal nicht mithalten.

 

Ein Leben lang beklagte Maréchal seinen ihm gestohlenen Sieg, darüber konnte ihn auch der Sieg von Paris-Tour zwei Wochen später nicht hinwegtrösten.

 



Die Verfolger im Ziel


Endklassement

Julien Vervaecke in Zivil

1. Julien Vervaecke (BEL)  8:11:14 h

2. Jean Maréchal (FRA)  (wurde distanziert)

3. Antonin Magne (FRA)  8:18:02 h

 

4. Emile Joly (BEL)

5. Nicolas Frantz (LUX)

6. Jules Merviel

7. Julian Perrain (FRA)

8. Bernard van Rysselberghe (BEL)

9. Jérome Declercq (BEL)

10. Heiri Suter (SUI)

11. Godinat

12. van Slembroeck

13. Tailleu

14. Dewaele

15. Louesse

16. Ronsse

17. Arm van Bruaene

18. P. Magne

19. Leroy

20. Haemerlinck

21. Dossche

22. Verhaegen

23. Bonduel

24. Hector Martin

25. Gobillot

26. Jean Aerts

27. Jean Wauters

28. Dervaes

29. Fontan

30. Sira

31. Ghyssels

32. Leducq

33. Verdyck

34. Delannoy

35. Laloup

36. Meier



 

Quellen:

Illustrierter Radrennsport 1930

A Century of Paris-Roubaix, 1997

 

&copy cycling4fans.de

Maki, März 2006


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