Cycling4fans HOME | LESERPOST | SITEMAP | KONTAKT | ÜBER C4F












 

Tour de France Special 2009


Brothers in arms – Ein Blick auf Fränk und Andy Schleck



Sie sagen von sich selbst, sie seien die besten Freunde, sie unterstützen sich gegenseitig und sie verfolgen beide ein Ziel: Fränk und Andy Schleck wollen gemeinsam die Tour de France gewinnen. Nachdem der Ältere der beiden Brüder, Fränk, dem Tour-Sieg im letzten Jahr sehr nahe war, soll nun in diesem einer der beiden Schleck Brüder das begehrte gelbe Trikot nach Luxemburg holen.

 

Fränk Schleck ging bei der letztjährigen Tour als Gesamtführender in die Etappe nach Alpe d´Huez, musste jedoch aus teamtaktischen Gründen das Trikot an den Spanier Carlos Sastre abgeben und fiel auf den zweiten Platz zurück. Nach dem Abschlusszeitfahren rutschte er schließlich noch auf den sechsten Gesamtrang ab.

 



Andy Schleck - bester Jungprofi beim Giro 2007 und der Tour de France 2008!

Besonders auf sich aufmerksam machte der fünf Jahre jüngere Brüder Andy. Sein herausragendes Potential zeigte er bereits beim Giro d´Italia 2007 als er in den Bergen gegen Größen wie Gilberto Simoni, Eddy Mazzoleni und den späteren Gesamtsieger Danilo Di Luca glänzte und das Rennen auf dem zweiten Gesamtplatz beendete sowie das Trikot des besten Jungprofis gewann.

Bei der Tour 2008 konnten die beiden Kapitäne Carlos Sastre und Bruder Fränk von Andys Kletterstärke profitieren. Mit scheinbar großer Leichtigkeit dezimierte der damals 23-Jährige die Favoritengruppen und bereitete so die Angriffe seiner Kapitäne vor. Am Ende der Rundfahrt gewann er wiederum das Trikot des besten Jungprofis und belegte letztendlich den 11. Rang im Gesamtklassement. Eine bessere Platzierung verhinderte ein Einbruch auf der zehnten Etappe von Pau nach Hautacam. Bei der nur rund 150 km langen, aber mit zwei schweren Bergpässen gespickten Etappe, vergaß der junge Luxemburger ausreichend zu essen und zu trinken und verlor daher im Anstieg nach Hautacam mehr als sechs Minuten auf die Konkurrenz.

 

Somit war die Tour de France 2008 für die beiden Brüder äußert erfolgreich und besonders für Andy lehrreich in Bezug auf die kommenden Jahre

Das Jahr 2009 begann für die beiden Luxemburger recht erfolgreich. So zeigten sie bei der Kalifornien Rundfahrt eine äußert offensive Fahrweise, die durch einen Etappensieg von Fränk Schleck belohnt wurde. Im Gesamtklassement spielten sie keine große Rolle, da sie sich in den Dienst von Jens Voigt stellten, der letztlich den vierten Gesamtrang erreichte.

Für Fränk ging es schon bei Paris-Nizza erfolgreich weiter, sodass er nach starken Leistungen den zweiten Platz hinter dem Spanier Luis Leon Sanchez von Caissse d´Epargne belegte.

 

Andy hingegen fuhr stattdessen beim italienischen Vorbereitungsrennen für Mailand San Remo, dem Tirenno-Adriatico mit, beendete es jedoch ohne nennenswerte Ergebnisse einen Tag vor dem Ende.

 

Der erste Saisonhöhepunkt von Fränk und Andy Schleck sollten die Ardennen Klassiker gewesen sein. Beim Amstel Gold Race jedoch stürzte Fränk schon nach 190 Kilometern schwer, lag kurzzeitig ohnmächtig auf der Straße und wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht. Andy und das gesamte Saxo Bank Team schienen nach außen hin unbeeindruckt von dem Sturz des luxemburgischen Straßenmeisters. Das Team bestimmte das Rennen mit, hatte stets einen Fahrer in wichtigen Ausreißergruppen und verpasste letztlich durch Karsten Kroon knapp den Sieg, den der Russe Sergey Ivanov einfuhr. Andy fuhr ebenfalls ein starkes Rennen und kam als zehnter ins Ziel auf dem Cauberg.

 

Nur drei Tage später sollte der 23-Jährige erstmals bei einem großen Klassiker auf dem Podium stehen. Beim belgischen Halbklassiker Fleche Wallone zeigte das dänische Team wieder einmal eine sehr starke Leistung. Das Ziel endete wie immer an der Mauer von Huy. An der bis zu 25% steilen Rampe musste sich Andy nur dem Italiener Davide Rebellin geschlagen geben.

 



Beim ältesten Klassiker des Jahres, dem Rennen Lüttich-Bastogne-Lüttich gelang ihm schließlich die Sensation. Auch beim letzten der drei Ardennen Klassikern bot das Saxo Bank Team eine vorzügliche Leistung, bei dem nahezu jeder ihrer acht Fahrern hätte gewinnen können. 20 Kilometer vor dem Ziel griff der junge Luxemburger mit einer beherzten Attacke an der Cote de la Roche aux Facons an, schloss zum ausgerissenen Wallonen Philippe Gilbert auf und lies ihn nur kurze Zeit später stehen, um dem Ziel in Lüttich alleine entgegen zu fahren. Sein Bruder Fränk währenddessen fuhr stets aufmerksam und konterte die vergeblichen Angriffsversuche der Konkurrenten ohne große Mühe.

 

Andy gewann das 260 Kilometer lange Rennen mit einer Minute Vorsprung auf den Spanier Joaquin Rodriguez, der kurz vor dem Ziel aus dem großen Feld um Bruder Fränk ausgerissen war, um sich mit sieben Sekunden Abstand den zweiten Platz vor Davide Rebellin sicherte.

 

Anschließend an diesen großartigen Erfolg legten die beiden eine Rennpause ein, um sich gezielt auf die Tour de France vorzubereiten. Dabei trainierten sie unter anderem auf einer neuen Zeitfahrmaschine des Ausrüsters Specialized, um ihre Defizite im Wettkampf gegen die Zeit zu verbessern.

Den Rennbetrieb nahmen Fränk und Andy Schleck dann wieder Anfang Juni bei ihrer Landesrundfahrt auf. Dabei zeigten sich die Brüder bei einem eher schwach besetzen Etappenrennen eine gute Form, sodass beide je einen Tagesabschnitt und Fränk sogar die Gesamtwertung gewinnen konnten.

 

Danach entschieden sich die Brüder, genauso wie im letzten Jahr, die Tour de Suisse als Vorbereitung für die Tour de France zu nutzen. Anders als noch bei der 2008er Auflage ders Rennens durch die Schweiz, stellten sich die Schleck Brüder in den dienst des Lokalmatadors Fabian Cancellara. Dieser konnte die ungewöhnlich „einfache“ Heimrundfahrt dank zweier überlegender Zeitfahrsiege zum ersten mal in seiner Karriere für ich entscheiden.

Danach ging es zu den nationalen Titelkämpfen, bei denen sie den Titel des Luxemburgischen Straßenmeisters in der Familie halten konnten. Das Trikot wechselte von Fränk an Andy

 



Fränk Schleck... Fuhr 2008 eine starke Tour de France und mußte erst in Alpe d´Huez seine Gesamtführung abgeben!

Bei der diesjährigen Tour haben die Schlecks nun die alleinige Kapitänsrolle inne. Teamchef Bjarne Riss und die Brüder selbst sind davon überzeugt, dass sie durch ihr inniges und freundschaftlichen Verhältnis nur profitieren können.

Die geringe Distanz der beiden Einzelzeitfahren und das Teamzeitfahren kommen den zeitfahrschwächeren Luxemburgern entgegen. Trotzdem müssen sie die eventuell verlorene Zeit in den Bergen herausfahren, was jedoch gegen die „Astana-Armada“ um Alberto Contador schwer genug sein wird. Mit gezielten abwechselnden Angriffen, ähnlich wie bei der Hautacam Etappe der letztjährigen Tour von Carlos Sastre und Fränk Schleck, könnte man das kasachische Team knacken. Zudem scheint Andy nach den bisherigen Leistungen in dieser Saison und auch der vergangenen Tour in der Lage zu sein, dem Spanier Contador am Berg folgen zu können. Es gibt allerdings keinen direkten Vergleich miteinander, da die beiden seit fast 2 Jahren bei keinem Rennen, das ihren Saisonhöhepunkt ausmacht, zusammen gefahren sind.

 

Ein weiterer wichtiger Faktor, der für einen Erfolg der Schleck Brüder spräche, ist das freundschaftliche, innige Verhältnis zu einander. Im Gegensatz zum Astana Team, das mit drei bis vier Persönlichkeiten, die alle samt Anspruch auf die Kapitänsrolle haben könnten, gönnen sich Fränk und Andy gegenseitig den Sieg. Weiter wird es wohl auch kaum zu keiner strittigen Entscheidung zwischen ihnen kommen, wie noch bei der Tour 2008 als Carlos Sastre am Fuße des Anstiegs nach Alpe d´Huez angriff und somit Fränk Schleck aus dem gelben Trikot fuhr.

 

Andy und Fränk müssen sich nicht vor mangelnder Unterstützung seitens der eigenen Mannschaft fürchten. Das Saxo Bank, das bei der letzten Tour unter dem Namen CSC-Saxo Bank schon beindruckend fuhr, ist in der Lage seine Kapitäne voll und ganz zu unterstützen.

Bjarne Riis ist zudem ein ausgeklügelter Taktiker, der durch seine Anweisungen andere Teams zu unerwarteten Entscheidungen zwingen kann.

Letztlich liegt es jedoch in den Händen beziehungsweise in den Beinen von Fränk und Andy Schleck und es wird sich im Verlauf der Tour zeigen, ob die beiden ihre Zeitfahrschwäche in Grenzen halten und die Konkurrenten in den Bergen abschütteln können.

Diese müssen dagegen mit der Entschlossenheit und der Verbundenheit zweier starken und selbstbewussten Brüdern rechnen.

 



 

für alle Fotos gilt: &copy www.cycling4fans.de bzw. des jeweiligen Fotografen (fotografiert von etixer, Mrs. Flax und Maniroller)


Gazzetta durchsuchen:
 
 
 
 
Cycling4Fans-Forum Cycling4Fans-Forum