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Antidoping



Dossier Reform Antidoping





Blowing the whistle on doping in cycling - Whistleblowing im Radsport

Zusammenfassung des Textes von Kelsey Erickson 'Blowing the whistle on doping in cycling', erschienen in Doping in Cycling, Interdisciplinary Perspectives, Herausgegeben von Bertrans Fincoeur, John Gleaves und Fabien Ohl, 2019. Kelsey Erickson leitet das 'SafeSport program' des USamerikanischen Radsportverbands.

 

Das Thema Whistleblowing nimmt eine herausragende Stellung ein in der Diskussion um Themen, mit denen eine Verbesserung des Anti-Doping-Kampfes erreicht werden könnte. Mittlerweile haben die meisten Anti-Doping-Agenturen und internationalen Sportverbände Platformen eingerichtet, über die Personen anonym Meldungen machen können. Ob alle tatsächlich so anonym sind und die Anrufenden schützen können, z.B. vor Offenlegung durch Hacker-Angriffe, wie beteuert wird, bleibt dahingestellt.Dennoch wird das Whistleblowing gerne als eine der vielversprechensten Maßnahmen gegen Doping gepriesen.

Siehe hierzu auch >>> c4f: Reform Anti-Doping - Whistleblowing

 

Werden die Erwartungen, die im Ausbau der Möglichkeiten für Whistleblower gesehen werden, überschätzt?

 

Kelsey Erickson diskutiert die mit dem Whistleblowing verbundenen Schwierigkeiten, auch vor dem Hintergrund der Internationalität und unterschiedlicher Organisationskulturen. Genauer betrachtet sie die Gegebenheiten innerhalb der UCI und deren Whistleblower-Politik und macht Vorschläge für notwendige Verbesserungen.



Zusammenfassung des Textes: Blowing the whistle on doping in cycling, Kelsey Erickson



Whistleblowing

Die Begriffe Whistleblower und Kronzeuge werden oft synonym benutzt. Es gibt jedoch Unterschiede.

Prof. D. Rössner:
Kronzeuge:
Grundsätzlich versteht man unter einem Kronzeugen den Täter oder Teilnehmer einer Straftat, der über den eigenen Tatbeitrag hinaus aussagt und so die Aufklärung begangener Taten oder die Verhinderung zukünftiger Taten fördert. Als Gegenleistung wird dem Kronzeugen zugesichert, dass er nicht oder nur wegen einer milderen Straftat angeklagt wird.

Whistleblower:
Unter einem „Whistle-Blower“ versteht man allgemein Personen, die aus ethischen, moralischen oder persönlichen Gründen strafrechtlich relevante Sachverhalte aus internen Organisationen bekannt machen, die intern wegen fehlender Kontrolle und möglicherweise wegen Beteiligung anderer Mitglieder dieser Organisation an den kriminellen Handlungen nicht aufgedeckt bzw. „vertuscht“ werden.
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In den letzten Jahren wuchs das öffentliche Interesse an der Aufdeckung und an der Verhinderung von Korruptionsvorfällen im Sport. Damit einher ging der Wunsch, möglichst viele Personen zu ermutigen, sich aktiv an der Lösung der Probleme zu beteiligen. Whistleblowing heißt das Zauberwort, mit dem viel Hoffnung verbunden wird.

 

Was bedeutet Whistleblowing:

Nach einer frühen Definition bedeutet es, dass illegale, unmoralische oder ungesetzliche Praktiken innerhalb einer Organisation von Angehörigen dieser Organisation aufgedeckt werden, damit Änderungen erreicht werden.

'Whistleblowing is defined as 'the disclosure by organisation members (former or current) of illegal, immoral, or illegitimate practices under the control of their employers, to persons or organisations that may be able to affect action' (Near & Miceli, 1985)

 

Whistleblowing hat demnach das Potential in gesellschaftlichen Bereichen wie Wirtschaft, Politik und Bildung ein breites Spektrum an Fehlentwicklungen aufzudecken, zu ändern und zu verhindern. Im Laufe der wissenschaftlichen Diskussion hat sich der Begriff verändert und erweitert. Doch ein Konflikt zieht sich durch die Jahrzehnte, der zwischen den beiden moralischen Ansprüchen von Loyalität und Überzeugung (Morality of loyalty, morality of principle). Es handelt sich dabei um Forderungen, die einerseits an die Personen herangetragen werden und/oder anderseits Teil der Persönlichkeit der Akteure sind. Eindeutige Entscheidungen sind oft schwer zu treffen, die Klarheit zwischen Richtig und Falsch schwindet und mit Verletzungen müssen beide Seiten rechnen, auch der Hinweisgeber.

Morality of loyalty refers to an obligation to people, oganisations, or groups within a particular context. Within this, 'organisational loyalty' suggests that an individual should act in good faith for the best interests of all involved in an organisation, constantly seeking to protect its reputation. Meanwhile, the morality of principle suggests that individuals should adhere to certain abstract principles irrespective of those involved in the situation. Consequently, while whistleblowing is often considered the right and easy option when viewed as an abstract; in reality, norms favouring obedience to authority and group loyality make it more difficult than often acknowledged. Individuals are ultimately condemned to failure if/when they become aware of wrongdoing because regardless of which choice they make (whistleblow or stay silent), they are doing something wrong and/or hurting someone.

 

In der wissenschaftlichen Literatur werden die Faktoren, die das Handeln möglicher Whistleblower beeinflussen, unterschieden in individuelle und situationsabhängige Determinanten. Insbesondere das individuell geleitete Handeln lässt sich nur schwer klassifizieren und überblicken, einfacher ist die Kategorisierung, wenn Whistleblowing situationsgeleitet und institutionell akzeptiert und unterstützt wird.

Wichtig ist dabei die Berücksichtigung kultureller und sozialer Vorgaben wie Religion und Geschichte (environmental factors), die von Nation zu Nation sehr stark variieren. Eine Analyse des Whistleblowings sollte daher Verallgemeinerungen vermeiden und jeweils die konkreten Gegebenheiten berücksichtigen.



 

Es gibt zwar institutionelle Strukturen innerhalb von Organisationen, die Whistleblowing unterstützen und fördern, doch in den meisten Fällen geht der Whistleblower ein hohes Risiko ein.

The reality is that whistleblowing regularly involves significant social and economic costs for the whistleblower and can be a psychologically harrowing experience. Consequences for whistleblowers are commonplace regardless of the specific context in which the behaviour occur. Research has consistently identifred retaliation towards whistleblowers in the form ofi (1) being bullied, shunned, negatively labelled, and discredited by others; (2\ having one's reputation, job and livelihood seriously jeopardised (Baron, 2013); and (3) being victimised by employers with lawsuits, job loss, defamation, and disgrace. The mere possibility that whistleblowing might result in an individual facing one or more of these reactions is oftentimes enough to deter someone fromn engaging in the behaviour.

K. Erickson, S. Backhouse (18.3.2019):

Our new research shows that whistleblowing on doping in elite sport can (and does) come at a cost to the whistleblower. As we discovered, for both US and UK doping whistleblowers, coming forward with information requires ongoing personal sacrifice – emotional, financial and relational.<br>Contrary to common belief, whistleblowing on doping is generally not a simple matter of report and move on. Rather, it is a series of steps – each accompanied by complex decisions – that exist from the moment of witnessing the questionable behaviour to well beyond the act of actually whistleblowing.<br>...<br>Our research shows that whistleblowing can and does have life-altering implications for whistleblowers. The emotional burden of knowing that you have potentially ended someone’s athletic career can weigh heavy. At the same time, voluntarily risking such things as your reputation, financial stability and athletic career is a daunting prospect. It’s not surprising then that some athletes are reluctant to speak out.



Whistleblowing im Sport

Mit den jüngsten Ereignissen im Sport, vor allem mit der Causa Russland und der entscheidenden Rolle, die Whistleblower spielten in der Aufdeckung des staatlichen russischen Doping-Programms, geriet die Rolle von Whistleblowern immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit und der Anti-Doping-Organisationen und Sportverbände. WADA, NADO und Sportverbände richteten Platformen ein, über die Personen unter Zusicherung von Vertraulichkeit und Schutz Informationen liefern können. Der WADA-Code sieht mittlerweile eine [Kronzeugen]Regelung vor, Personen, denen ein sportrechtliches Verfahren droht, können mit Strafmilderung rechnen, sofern sie ausführlich aussagen und dabei ihr Umfeld nicht auslassen.

 



Studie über Whistleblower-Platformen des Sports im Auftrag der WADA, 2018:
The establishment of the World Anti-Doping Agency (WADA) Speak Up platform (2017) means there is now a globalized central platform for whistleblowing ondoping in sport. However, this is only one of many existing‘Report Doping’ platforms, as numerous National Anti-Doping Organizations (NADOs) and International Federations (IFs) also host whistleblowing platforms.Some of these are specific to reporting doping whereas others are available for reporting wrongdoing in sport more broadly. The abundance of whistleblowing platforms documented and described in this report speaks to the increased value that is being placed on disclosing misconduct in sport by means of whistleblowing. However, quantity should not be prioritized over quality and this report details significant variations across the platforms. Specifically, heterogeneity was noted in such things as what information is collected, how the information is dealt with, avenues for reporting doping, who manages the information, etc. Although ‘Report Doping’ platforms are plentiful, it is yet to be determined which platforms are most effective and why. In order to maximize the effectiveness of whistleblowing as a means for exposing and deterring doping in sport, a useful next step in this research would be to explore possible answers to this question. Specifically, what are athletes and support personnel looking for in relation to whistleblowing ondoping. Do they want convenience? Multiple avenues for reporting? Clean instructions on howand what to report? Answering these questions presents an opportunity to create evidence-based whistleblowing policy and practice. And, in turn, will likely increase engagement with whistleblowing in sport.
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Diese Entwicklung ging so schnell, dass von wissenschaftlicher Seite her Whistleblowing im Sport noch kaum betrachtet und behandelt wurde. Viele Fragen sind noch offen.

 

Es lassen sich jedoch Unterschiede zum Whistleblowing im industriellen Kontext beschreiben:

a) Es gibt noch keine standardisierten Konzepte/Regeln im Umgang mit Whistleblowern,

b) im Hochleistungssport gibt es die Gewinnen um jeden Preis-Mentalität und

c) die Gefahr einer Vielzahl möglicher Vergeltungsmaßnahmen bzw. negativer Reaktionen durch betroffene Interessengruppen wie Fans, Sponsoren, Medien, obwohl diese durch die Aussagen nicht direkt betroffen sind.

Whistleblower im Sport müssen

d) damit rechnen, dass sie von der Öffentlichkeit und von Seiten des Sports harter behandelt werden, als Doper,

e) sich gegen eine mächtige Omerta, ein umfassendes Schweigegebot stellen,

f) damit umgehen, dass sie bis dato wenig über Whistleblowing unterrichtet und informiert wurden und daher ein unsicheres Feld betreten,

g) sie sich in einem moralischen Dilemma wiederfinden können.

Das bedeutet, dass Whistleblower im Sport, insbesondere in Bezug auf Doping, zahlreiche Hindernisse überwinden müssen.

 

Eine Studie hat ergeben, dass Teamsportler weniger bereit sind, ihre Teamkameraden anzuzeigen, auch wenn sie mit dessen Verhalten nicht einverstanden sind, als Individualsportler.

Aus vorläufigen Studien von Erickson und Kollegen *** ergab sich, dass die potentiellen Whistleblower in einem moralischen Dilemma gefangen sind, in dem beide Seiten gleichwertige moralische Ansprüche stellen. Meist hatten die Personen zu entscheiden zwischen 1) dem Berichten eines Dopingvergehens, um die Athletenrechte hinsichtlich eines sauberen Sports zu schützen, oder 2) Schweigen, um dem dopenden Athleten die Karriere und sein Ansehen nicht zu zerstören und ihn damit vor schweren gesellschaftlichen Konsequenzen zu bewahren, die mit dem Ruf des Dopers verbunden sein können.

Notably, someone gets harmed regardless of the final choice. Ensuing from the true moral dilemma, US and UK university track and field student-athletes were hesitant to blow the whistle on doping despite being personally opposed to engaging with doping substances and/or methods. Student-athletes instead suggested they would be willing to personally confront the doping athlete(s).

 

Bislang wird das Bild des Whistleblowers und sein Schicksal vor allem bestimmt durch Berichte, die von Recherchen der Medien und deren Darstellung großer Fälle wie der Causa Russland stammen. Die Russland-Affaire kam ins Rollen durch verschiedene Whistleblower, insbesondere durch Julia und Vitali Stepanov und Grigory Rodchenko. Sie mussten ihr Heimatland verlassen und untertauchen, da sie um ihre Sicherheit fürchteten. Nicht unbegründet, nachdem zwei frühere russische Funktionäre, die Teil des Dopingsystems waren, unter verdächtigen Umständen ums Leben kamen und Rodchenko Todesdrohungen erhielt.

Diese Fälle sind spektakulär und nicht zu verallgemeinern, aber sie zeigen deutlich auf, dass innerhalb der Sportsysteme Strukturen fehlen, die helfen, mit den damit verbundenen Anforderungen adäquat umgehen zu können und den Betroffenen Sicherheit geben. So weigerte sich z. B. das IOC in den Russland-Fällen Verantwortung zu übernehmen und es begann für die Betroffenen jeweils eine schwierige Odysseen [die nur mit Hilfe privaten Engagements sicher beendet werden konnte]. Obwohl sowohl IOC als auch WADA Whistleblower-Platformen eingerichtet haben, ist nicht geklärt, wie und von wem in konkreten Fällen der Schutz und der Lebensunterhalt geleistet werden kann und wird. Das dürfte potentielle Whistleblower nicht ermutigen.

As it stands, there is no clear indication of who (e.g.WADA, IOC) is responsible and accountable for protecting and compersating doping whistleblowers, nor when/how to facilitate such provisions. Thus, revealing a critical gap in existing sport policy and provision that is currently hindering the potenrial for whistleblowrng to serve as an effective means for exposing and, ideally, reducing doping behaviour in sport.

 

On the whole, it appears that there is much work to be done if global sport wants to encourage and facilitate whistleblowing as an effective means for exposing imd dererring doping. *

 

2019/2020 Studie: Blowing the whistle on doping in sport through evidence-informed policy making, Erickson, Backhouse, Patterson,

Zusammenfassung Ergebnisse:

 

Cabability

•    Lack of awareness for whistleblowing safeguards

•    Lack of understanding regarding what information should be reported

•    Majority not aware of WADA Whistleblower Program

•    Uncertain about what whistleblowing actually involves/requires

•     Concerned about jumping to conclusions when doping has not actually occurred

•    Uncertainty regarding which organization(s) should be reported to  on which occasions

•     Not aware of positive whistleblowing stories

 

Opportunity

•     Generally do not feel encouraged to whistleblow by their sport

•    Unaware of individuals who have whisteblown

•    Reaction to whistleblowers in and out of sport is generally discouraging

•    Concern for negative impact of whistleblowing on professional career

•    Concerned about financial implications of whistleblowing

 

Motivation

•    Coaches and athletes generally feel it is their responsibility to report doping in sport

•    Coaches and athletes generally intend to whistleblow on doping

•    Generally do not feel encouraged to whistleblow by their sport

•    Not sure which sport organizations(s) are trustworthy

•    Unclear whether doping tips are acted upon

•    More likely to report if they knew identity would be protected

•    Anxiety associated with whistleblowing

•    Hesitant towards taking responsibility for ending an athlete’s career

•    Becoming aware of doping is emotionally draining regardless of whether or not one chooses to report



Whistleblowing im Radsport

Aufgrund der langen Dopinghistorie des Radsports, zu der sich der Internationale Radsportverband UCI nach den vielen Skandalen, Tour de France 1998, Operation puerto, Lance Armstrong und Co usw. endlich offen bekennen musste, hat er sein Anti-Doping-Programm ausgebaut mit Regelungen, die über die vom WADA-Codes verlangten hinausreichen. Eine dieser Regeln, die 2015 eingeführt wurden, erwartet von Team- und Verbandsmitgliedern, also von Fahrern und Personal, dass sie ihren Anti-Doping-Organisationen mögliche und tatsächliche Doping-Regelverletzungen, von denen sie wissen, melden. (Articles 21.1.7 & 21.2.7). Unterlassen sie dies, droht eine Strafe. Das ist ein völlig anderer Ansatz, als der im WADA-Code, in dem nur geregelt ist, das Hinweisgeber im Falle eigener Sanktionserwartungen [Kronzeugen] mit einer reduzierten Strafe rechnen können. Whistleblower melden sich aus freien Stücken. Radsportler und ihr Umfeld, die der UCI angehören, sind dagegen verpflichtet, Informationen, die sie besitzen, weiter zu geben. Diese Verpflichtung könnte die Bereitschaft Auszusagen erhöhen, da hier die Institution die Richtung des Handelns vorgibt und somit Entscheidungen erleichtert.

 

Die UCI verabschiedete weitere verschärfte Regelungen, die das Whistleblowing unterstützen könnten. Die Suspendierung eines gesamten Teams bis zu 45 Tagen ist möglich, wenn 2 Teamangehörige innerhalb von 12 Monaten des Dopings überführt werden bzw. ab drei Dopingfällen kann dem Team eine Sperre bis zu 12 Monaten auferlegt werden. Zusätzlich drohen den Teams in diesen Fällen finanzielle Abgaben an die UCI, die sich aus dem Teambudget ableiten.

The prospect of team-wide sanctions based on the doping behaviours of individuals within those teams provides an incentive for individuals to expose the doping behaviours of fellow team members (athletes and support personnel) in an attempt to avoid being punished alongside them.

 

Ein weiterer Schritt der UCI zu mehr Glaubwürdigkeit im Anti-Doping-Kampf war die Gründung der Cycling Anti-Doping Foundation (CADF), die unabhängig von der UCI deren Anti-Doping-Programm auszuführen hatte. Sie wurde 2008 gegründet und erhielt ihre weitgehende Unabhängigkeit im Jahr 2013.

 

Die CADF ist damit auch für das UCI-Whistleblower-Programm zuständig. Dafür hat sie online eine Whistleblower-Platform eingerichtet, bei der die Meldungen ausschließlich an ein CADF-Mitglied gehen. Alternativ können die Mitteilenden sich mit einer Email direkt an die CADF wenden. Absolute Vertraulichkeit und Quellenschutz wird zugesichert.

 

Diese Whistleblower-Regelungen der UCI leiden jedoch unter schwierigen Voraussetzungen, die in weiten Teilen seit Jahrzehnten im Radsport existieren. Die immer wieder beklagte Omerta, das große Schweigen über Internas, existiert auch heute noch ebenso wie die Abhängigkeiten innerhalb der Teams.

2014 legte das von der UCI eingesetze lndependent Reform Committee einen Bericht vor, in dem sie eine Analyse vergangenen Dopinggeschehens und zukünftiger Erwartungen innerhalb des Radsports analysierte und daraus Reformvorschläge entwickelte (CIRC-Report 2015). Eine Empfehlung war, dafür zu sorgen, dass die Wertschätzung von Whistleblowern erhöht werde und deutlich zu machen sei, dass sie eine wichtige Rolle dabei spielen könnten, den Sport sauber zu bekommen. Gleichzeitig stellte die Kommission fest, dass die Omerta weiter existierte.

Among the many importan( insights presented, it was suggested that the attitude towards whistleblowers needs to evolve towards recognising the positive role they (can) play in cleaning up cycling. Yet, the same Report identifed that a culture of omerta in cyciing has existed and, critlcally, still exists (to an extent). This omerta culture included such things as keeping quiet about doping (individually and collectively), not exposing rhose who have/are engaged with it, and shunning cyclists who do not take part in the behaviour (CIRC, 2015).

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass Dopinggeheimnisse zwar unter Profiradsportlern geteilt werden, aber keinesfalls weiter getragen werden.

 

Die Macht der Omerta-Kultur im Radsport ist in der Lage, die von der UCI vorgeschriebene Berichtspflicht auszuhebeln. Auch die Möglichkeit, durch die Aussagen die Vertrauensverhältnisse innerhalb des Teams zu gefährden, kann ein starker Hinderungsgrund sein, eine Doping-Regelverletzung wird u.U. als weniger schlimm empfunden. Im CIRC-Bericht wird auch festgestellt, dass Vieles darauf hindeutet, dass es im Radsport schwierig ist, ein neues Team zu finden, wenn die Aussage bekannt wurde, wie es bei einigen Kronzeugen der Fall war.

 

Weitere Studien sind nötig, um herauszufinden welche Faktoren wichtig sind, die dem Whistleblowing zum Erfolg verhelfen können. Das Aufbrechen der Omerta gehört im Radsport und anderswo unbedingt dazu.

 

Ist der Radsport auf solch einem Weg? Ändert sich Einiges an der alten Doping-Kultur? Es gibt Anzeichen.

Further, research with student-athletes and national level athletes highlight the concem for relationships, reputation, and not knowing how to whistleblow, as representing significant deterrents to whistleblowing on doping. Yet, it does appear that the omerta culture is beginning to shift. Indeed, cyclists have indicated that doping now contradicts the social norms within the sport) and it is no longer assumed that banned substances are a necessity within the sport. Many cycling teams have openly adopted a zero-tolerance approach to doping and take active steps towards deterring the behaviour (e.g. additional doping tests. Thus, choosing not to dope no longer equates to being excluded fiom the sport.



Schaffung einer Whistleblower-Kultur im Radsport

Reformvorschläge

Schnelle Möglichkeiten

 

Whistleblower-Konzept/Regelwerk und Whistleblower-Schutz

Ziel solcher Konzepte muss sein

1) das negative Image, das Whistleblwing anhaftet, zu ändern

2) dopingwilligen Athleten das Gefühl, die Überzeugung zu nehmen, ihr Tun bliebe geheim

3) eine wahrhaft offenes Umfeld zu schaffen.

Damit könnte den Hinweisgebern die Angst vor Vergeltung genommen werden.

Designing and imnplementing an evidence-based whistleblowing policy that clearly outlines the righrs afforded to whistleblowers is one way that the UCI could send the message thar they are serious about breaking the cycling omerta. Such protections are designed to insulate whistleblowers against threats of and/or actual acts of reprisal that result from reporting wongdoing within a particular context.

 

Unterstützung für Whistleblower

Die Verbände, hier UCI, CADF, müssten den Whistleblowern unabhängige Beratungsmöglichkeiten anbieten, die z. B. über den Verlauf des Vorgangs und die zur Verfügung stehenden Unterstützungsmöglichkeiten aufklären. Hierbei könnte ein Whistleblower-Ombudsmann ** helfen.

The ombudsman would provide a point of call for individuals who may not feel comfortable disclosing their information to someone directly within the organisation; thus, enabling them to take action despite existing reservations.

 

Schulung/Aufklärung über Whistleblowing

Was ist Whistleblowing, wofür ist es gut und welche Möglichkeiten gibt es mit welchen Anforderungen und Folgen? Personen können sich nur verantwortlich entscheiden, wenn sie Bescheid wissen. Ein Verband könnte mit entsprechenden Bildungsangeboten seine Wertschätzung für solch ein Verhalten unterstreichen.

Such provisions are standard practice within government agencies, and effective whistleblowing education should include: (a) providing information on available whistleblowing channels (including the pros/cons of each route), (b) information regarding how to utilise them effectively (and when), and (c) familiarising individuals with whistleblower rights (i.e. relevant whistleblower policy)

 

 

Langzeitmaßnahmen

Änderung der Kultur ethischer Maßstäbe

 

Die ethischen Maßstäbe, die innerhalb einer Organisation vorherrschen, beeinflussen das Verhalten ihrer Mitglieder stark. Unterstützt diese Organisationskultur ein Verhalten, hier das Whistleblowing, umfassend, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Mitglieder danach handeln.

A strong ethical culture in an organisation - one that encourages, celebrates and supports whistleblowing - plays a central role in stimulating individuals to whistleblow on wrongdoing 'Ethical culture' can be defined as the elements of the perceived organisational climate that condone unethical behaviour and promote ethical behaviour. In its absence, individuals are less likely to whistleblow due to concems that they will be negatively impacted by it. A critical culture is for organisations to shift the focus fiom the messeager to the message in incidences of whistleblowing. ln other words, rather than seeing whistleblowers as the cause of the probiem, they should beviewed as initiators of problem-solving and as change agents. Leaders and management play an important role in this context by serving as role-models who can reinforce the importance of ethics. lt is therefore essential that they are held accountable if/when they fail to achieve this.

 

Die Änderung einer Kultur braucht Zeit und ist schwierig, insbesondere dann, wenn eine stabile, von vielen Einflußnehmern geprägte besteht, wie es im Radsport der Fall ist. Aber wenn die Beobachtungen richtig sind, dass in diesem Sport zur Zeit bereits ein Wandel stattfindet, besteht Hoffnung, dass eine Entwicklung hin zu den in diesem Text aufgezeichneten Änderungen möglich ist.

 

 



* Die Literaturangaben, die sich auf die Literaturliste des Textes beziehen, wurden in den Zitaten von mir entfernt.

 

** In Deutschland haben der DOSB und der DLV eine Ombuds-Stelle eingerichtet, die für beide Verbände von denselben Personen besetzt ist:

>>> DOSB-Ombudsstelle, >>> DLV-Ombudsstelle

 

*** Studie Dr. Kelsey Erickson, Susan Backhouse: Blowing the whistle on doping in sport - “The process isn’t a case of report it and stop”: Athletes’ lived experience of whistleblowing on doping in sport

 

Monika, November 2019

 



Fazit


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