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Pyrenäen-Rundfahrt 2004

von Checker



Etappe 1 (Manresa - Berga) / 62 km

In der wenig einladenden 70000-Einwohner-Stadt Manresa, nördlich von Barcelona, beginnt das Abenteuer Pyrenäen-Rundfahrt mit einem „Prolog“ über etwa 60 km. Selbstverständlich habe ich mich bei der schnellsten Gruppe, den „Haien“, angemeldet Augenzwinkern  .

Wir verlassen die Stadt auf der idyllischen Hauptverkehrsstrasse in Richtung Norden bei konstantem Nordwind und sind froh als die Strasse irgendwann schmaler und ruhiger wird. Ein paar kleinere Anstiege stellen kein Problem dar, wenngleich sie doch zum Teil einige Kilometer lang sind. Aber kein Vergleich zu dem, was noch kommen mag. Und so rollen wir noch ziemlich fit nach 62 Kilometern in Berga ein. Gruppenleiter Beat hat schon vorher die Möglichkeit eines zusätzlichen Anstiegs zu einem Kloster 500 hm oberhalb der Stadt in Aussicht gestellt, und als wir unser Hotel erreicht haben, fragt er, wer denn Interesse hätte. Vier Leute melden sich: Didi, Michael, Steffen (mein Zimmerkollege) – naja, und ich. Auf den ersten beiden Kilometern aus Berga heraus zeigt uns Beat den Weg, dann müssen wir allein weiterziehen.

 

Wir fahren bergauf in Richtung Rasos de Peguera, Bergankunft bei der Vuelta `99, und biegen nach einigen Kilometern links ab auf eine kleine Stichstrasse. Etwa 3 km geht es von dort noch hinauf mit einer geschätzten Steigung von bis zu 14%, dann erreichen wir unser Ziel und genießen eine phantastische Fernsicht nach Süden. Hat sich gelohnt. Auf der rasanten Abfahrt zurück kommen uns noch einige weitere „Bonus-Interessenten“ entgegen.



Etappe 2 (Berga - Ax-les-Thermes) / 140 km

7:00 Uhr aufstehen, 7:30 Uhr Frühstück, 9:00 Uhr Abfahrt – so sehen die meisten Morgenstunden meines Urlaubs aus. Auch in Berga. Als wir starten, ist es noch sehr kühl – Ärmlinge nachdrücklich empfohlen. Wir Haie starten als letzte der drei Gruppen und sehen nach einigen Kilometern gerade noch, wie sich die „Roller“ vor uns wunderbar verfahren. Beats Rufe verhallen ungehört, und so muss er später per Handy die Gruppe zurück auf den korrekten Weg lotsen.

 

Nach knapp 30 Kilometern erreichen wir La Pobla de Lillet, und nun geht es los: die erste große Hürde, der Alto de la Creueta, wartet. Angesichts der Länge des Anstiegs von 20 Kilometern fahre ich relativ verhalten los und wundere mich daher, dass mir nur einer folgen will, Manfred aus Stuttgart. Zusammen fahren wir den ersten Teil des Berges bis Castellar de n’Hug, wo gewartet werden soll. Manfred scheint stärker, wartet aber gelegentlich auf mich, während ich versuche, gleichmäßig zu fahren und nicht zu überdrehen. Gelingt mir auch ganz ordentlich. Im zweiten Teil des Berges fährt Manfred dann allein vornweg, ich erreiche die Passhöhe mit etwas Abstand als Zweiter. Nach und nach trudelt der Rest der Gruppe ein.

 

Es ist kühl auf 1900 Metern Höhe, trotz Ärmlingen und Windjacke friere ich bei der Abfahrt in Richtung Super-Molina. Aber die Sonne scheint in voller Pracht. Weiter unten wird es wärmer, in rasanter Fahrt geht es auf schnurgerader Strasse in Richtung Puigcerda. Das Merida-Mietrad weist leider als höchste Übersetzung lediglich 52:13 (oder gar nur 52:14, hab’ nicht genau geschaut) auf, womit man auf langen, abschüssigen Geraden schnell an seine Grenzen stösst. Naja, abgehängt wurde ich zum Glück nicht Augenzwinkern .

 

In Bourg-Madame, kurz hinter der ehemaligen Grenzstation, gab es eine Mittagspause, dann begann der lange und recht flache Anstieg zum Col de Puymorens. Auf den ersten 20 km gab Beat das Tempo vor, damit die Gruppe zusammenblieb. Nicht nur mir war es eine Spur zu langsam. Wenn man bergauf immer wieder bremsen muss und seinen Rhythmus nicht findet, kann das schon ein wenig nerven. Kurz hinter Portè-Puymorens, etwa 6 km vor dem Pass, wurde es einigen zu bunt. Didi „griff an“, Manfred folgte ihm sofort. Kurz danach gingen auch Kurt und Michael auf und davon. Ich blieb noch bei der Gruppe, Beat sagte irgendwas von „abgerechnet wird am Tourmalet“. Nichtsdesdotrotz, wenig später kitzelte es dann doch zu stark in den Beinen, und ich verabschiedete mich ebenfalls nach vorn. Die Steigung war mit 5-6% sehr moderat, aber der Wind blies ziemlich stark. Irgendwann holte ich Michael ein, knapp 2,5 km vor dem Pass auch Kurt, der sich bei Gegenwind gern an mein Hinterrad heftete. Kurz vor dem Pass erreichten wir auch die zwei Führenden Didi und Manfred, zusammen erreichten wir den Kulminationspunkt auf 1900 Meter Höhe. Warten, ein paar Fotos machen, für Fotos posieren Augenzwinkern – und dann ging es auf den letzten Teil der Etappe, die Abfahrt nach Ax-les-Thermes.

 

Beat bestand darauf, dass die Gruppe in den Abfahrten stets zusammenbleibt und er vorn fährt. So weit, so gut, leider steuerte er die Kurven höchst vorsichtig an und ließ es auf den Geraden größenteils nur rollen. Daher schmerzten meine Arme stets stärker als meine Beine wegen des permanenten Bremsens ;-) . Egal, letztendlich erreichten wir glücklich und unverletzt nach 142 Kilometern unser Etappenziel. Und die Müdigkeit hält sich bei mir in Grenzen. Noch kann ich auch als „Hai“ das ganze sehr genießen, mal sehen, wie lange noch.

 

Hier noch das Gruppenfoto der "Haie" am Puymorens - meine Wenigkeit ist der Typ unter dem Passschild in der roten Windjacke. Und dieser "Bauchansatz" wurde vom Wind verursacht großes Grinsen .

Checker in Rot mit Bauch - aber der Wind war Schuld... sagt Checker... (Foto: Philipp´s Bike Team)


Etappe 3 (Ax-les-Thermes - St. Girons) / 140 km

Nach einer Nacht in einem ehemaligen USP- bzw. „E-u-schkatel“-Teamhotel (mit ziemlich kleinen Zimmern...) geht es am Morgen gewohnt zeitig wieder auf Achse.

Zum Einrollen bleiben uns ziemlich exakt anderthalb Kilometer, dann führt die Strecke zwecks Umfahrung des Ariege-Tals rechts ab – geschwind hinein in eine 12%-Rampe. Nichts für Morgenmuffel. Auf den nächsten etwa 4 Kilometern führt die schmale Strasse konstant bergauf, bald liegt das Ariege-Tal weit unter uns. Dann geht es hügelig weiter. Landschaftlich ist dieser erste Etappenteil phantastisch, andererseits summieren sich die vielen kleinen und größeren Anstiege schnell auf 600 hm, noch lange bevor der erste offizielle Anstieg des Tages überhaupt erreicht ist Augenzwinkern  . Zudem ist die Abfahrt in Richtung Tarascon eine Schotterpiste übelster Sorte, teilweise fahren wir den Berg mit 10 km/h hinab – bestes Armmuskeltraining! In Tarascon biegen wir rechts ab und folgen nun der diesjährigen TdF-Strecke in umgekehrter Richtung, zunächst nach Vicdessos.

Dort beginnt der Anstieg zum Port de Lers, dem ersten und zugleich schwersten Pass des Tages. Gleich im unteren Teil warten Rampen mit 11-13% Steigung. Mal wieder fahre ich mit Manfred vornweg. Die Strasse ist unheimlich schmal, unübersichtlich und der Belag sehr schlecht – wie die TdF-Karawane dort heil heruntergekommen ist, ist mir ein Rätsel. Weiter oben führt der Anstieg relativ gleichmäßig mit 8-9% zur Passhöhe in 1.517 m Höhe. Flaschen auffüllen, ein paar Fotos machen, dann geht es in die kurze Abfahrt. Unten an einem idyllischen (und zum Baden einladenden Augenzwinkern  ) Bergsee angekommen, beginnt sofort der 4 km lange Anstieg zum Col d’Agnes. Gruppenleiter Beat, Manfred und Didi fahren voraus, ich pedaliere etwa 50 Meter hinter dem Trio solo den Berg hinauf. Nur nicht zu viel Kraft verpulvern, es kommen noch drei Berge! Auf der anderen Seite des Passes fällt die Strasse fast senkrecht ab Augenzwinkern  . Im Ernst, die Abfahrt ist richtig steil, und Beat fährt mal wieder seeeeeehr vorsichtig runter – die Bremsen laufen heiß, und meine Arme werden taub... In der Abfahrt kommen mir Gedanken wie „Hier ungefähr hat Mancebo attackiert“ oder „in dieser Kehre fiel Heras zurück“ – es ist schon aufregend, „tdf-geweihten“ Boden zu befahren Augenzwinkern ) .

 

Unten in Aulus-les-Bains machen wir Mittagspause, ich esse eine ziemlich kleine Portion Spaghetti Carbonara und muss dafür 9,- € hinblättern – Wucher! Etwa 3 Meter hinter der kleinen Gaststätte beginnt sofort der Anstieg zum Col de Latrape. Obwohl nur etwa 5 km lang, ist das Ding gar nicht so einfach, schon gar nicht, wenn man vorher `ne halbe Stunde Ruhepause gemacht hat. Am Latrape komme ich zur Abwechslung mal allein als Erster an. Es folgt eine lange Abfahrt nach Seix, auf der wir leider wieder Gegenwind haben. Die Sonne brennt mittlerweile mit voller Stärke, und ich habe am Morgen geistesgegenwärtig vergessen, mich mit Sonnencreme einzureiben – na super! Zumindest stehe ich mit dem Problem nicht allein da...

 

In Seix (superschmale Ortsdurchfahrt, noch einmal: wie zum Geier kommen die TdF-Fahrer hier unversehrt durch?!) biegen wir links ab in Richtung Col de la Core. Nach etwa 3 km, in der Ortschaft Sentenac, verlassen wir die Passstrasse und fahren rechts durch den Ort. Leider ist die Dorfstrasse eine Wand mit etwa 16% Steigung, und wir sind froh, als es ausgangs des Ortes wieder flacher wird. Wir befinden uns nun auf einem besseren Feldweg in Richtung Col de Catchadegue (ziemlich abgefahrerer Name für einen namenlosen Pass... Augenzwinkern ). Die letzten 2 km zur Passhöhe sind noch einmal richtig hart, Manfred und Didi fahren ein paar Meter vorneweg. Beat neben mir keucht wie eine Dampflok, ich spare mir noch ein paar Körner.

 

Durch sprichwörtliches Hinterland fahren wir nun dem letzten Pass des Tages, dem Col du Portech, entgegen. Trotz Beats Ankündigung, den Pass würden wir gar nicht mehr spüren und da rollen wir ganz locker drüber, sind die drei Kilometer Anstieg noch einmal eine Herausforderung – bei Steigungen von 10% und mehr und nach den Strapazen des Tages kein Wunder. Aber schnell ist auch diese Hürde gemeistert, und die restlichen ca. 12 km bis St. Girons rollen wir locker aus. Erst gegen 17:30 Uhr kommen wir nach 143 Kilometern in unserem Hotel an. Die anderen beiden Gruppen sind schon da – die haben allerdings die letzten zwei bzw. drei Anstiege ausgelassen. Sind ja auch keine „Haie“...Augenzwinkern )

 




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