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Pyrenäen-Rundfahrt 2005



Prolog (Barcelona - Terrassa) / 50 km

Mit Baguette geht´s den Envalira hinauf...

Geplant war ja, die Tour in Jaca (Spanien) enden zu lassen und mit dem Zug zurück nach Barcelona zu fahren. Nun ja, gewisse Umstände zwangen uns jedoch, bereits in Bagnerre-de-Bigorre den Rückzug anzutreten. Aber dazu vielleicht später noch mehr...

 

Jedenfalls landeten wir vier Recken am 1. September am frühen Nachmittag in Barcelona. Allgemeines Interesse zogen wir zunächst auf uns, als wir am Rand der Flughafenhalle unsere Räder zusammen bauten. Dies ging noch relativ schnell und problemlos; komplizierter gestaltete sich indes, eine Möglichkeit zur Aufbewahrung der Radkartons zu finden. Aber nur zwei Stunden später war auch dieses Problem gelöst... *unschuldigtu*

 

Es war mittlerweile 17:00 Uhr, wir sattelten unsere Gepäcktaschen und meinten: erst mal weg vom Flughafen und raus aus der Stadt Richtung Norden. Leider mussten wir bald erkennen, dass es in einer ziemlich großen Umgebung des Flughafens nur zwei Arten von Verkehrswegen gibt: Autobahnen und Feldwege. Also konnten wir uns auf den ersten 10 Kilometern erst mal ausgiebig mit der landwirtschaftlichen Nutzung des südwestlichen Stadtrandes von Barcelona vertraut machen. Auch nicht schlecht. Nach einem kleinen Einkauf fanden wir dann endlich eine "normale" Strasse, auf der wir rasch in Richtung Norden vorwärts kamen. Wir entschlossen uns, bis Terrassa zu fahren. Das bedeutete ziemlich genau 50 Kilometer für diesen "Prolog" und dank hügeligem Terrains auf den letzten 15 Kilometern auch einige hundert Höhenmeter. Und eine einigermaßen bezahlbare Unterkunft fanden wir am späten Abend auch irgendwie noch... Augenzwinkern

 



Etappe 1 (Terrassa - Vic) / 85 km

Erst mal wurde morgens am Stadtrand von Terrassa auf einer Parkbank ausgiebig gefrühstückt großes Grinsen . Relativ spät, gegen 10:30 Uhr, machten wir uns dann auf den Weg, der uns nahe an den Rand der Pyrenäen bringen sollte.

 

Von Beginn an ging es praktisch ständig - mal mehr, mal weniger - bergauf zum Coll d'Estenalles, den wir nach knapp 20 km erreichten. Danach führte die Strecke weiter durch recht karges und menschenleeres, aber durchaus sehr reizvolles Vor-Pyrenäen-Land. Immer wieder waren kurze, giftige und auch längere, gleichmäßige Steigungen zu absolvieren, so dass sich die Höhenmeter schnell summierten. Bastis Radcomputer mit Höhenmesser entschloss sich leider just zum Beginn der Reise, den Geist aufzugeben, so dass leider keine verlässlichen Angaben zur HM-Zahl vorliegen Augenzwinkern . Etwa 1500 könnten es an diesem Tag aber bereits gewesen sein - und das noch vor den Pyrenäen...

 

Den Coll de Pullosa (917 m) nahmen wir beinahe im Vorbeigehen mit, und aufgrund fehlender Auslastung großes Grinsen gönnten wir uns nach etwa 60 km noch ein kleines Schmankerl, den Anstieg nach Mutanyola. 2 Kilometer, über 200 hm, maximal 18-20% steil. Yeah, das rockt großes Grinsen ! Danach ging es aber fast nur noch bergab nach Vic, wo wir in einer recht netten Jugendherberge unterkamen. Morgen gehen dann endlich die richtigen Berge los Augenzwinkern . Und ich habe gemerkt: man kann auch mit Gepäcktaschen mit 60 km/h abfahren. Geht bestimmt noch schneller, mal sehen... Augenzwinkern

 

In der Abfahrt vom Estenalles...


Etappe 2 (Vic – Llivia) / 112 km

Am Alto de la Creueta

Zum ersten Mal bekommen wir unseren Tagesablauf für die nahe Zukunft zu spüren: aufstehen gegen 7:30 Uhr, alles zusammen packen, Frühstück (dafür wird sich trotzdem Zeit genommen Augenzwinkern ), Start nicht später als 9:30 Uhr. Zunächst fahren wir parallel zur Hauptstrasse auf einer recht ruhigen Nebenstrasse in Richtung Norden bis Torello. Dort müssen wir nun auf die viel befahrene C 17 ausweichen, aber die Fahrt ist erträglich. Es geht tendenziell bergauf, mal gibt es ein paar kleine Steigungen, mal eine kurze Abfahrt. Das Terrain ist aber guten Gewissens als „flach“ zu bezeichnen.

Wenige Kilometer hinter Ripoll biegen wir endlich links ab – hinein in die Berge! Na gut, erst mal wird Pause gemacht Augenzwinkern . Schließlich steht nun der Coll de la Creueta auf dem Programm, da kann eine kleine Stärkung nicht schaden.

 

Es ist sonnig und warm, und wir nehmen die ersten Rampen in Angriff. In Gombren halten wir noch einmal kurz und kaufen Wasser, dann geht es weiter. 2 Kilometer hinter dem Ort zweigt nun die eigentliche Passstrasse rechts ab – der Spaß kann beginnen. 20 Kilometer und etwas mehr als 1000 hm sind von hier aus zu bewältigen. Die Strasse ist schmal, aber in einem guten Zustand, jedoch bereits hier unten verdammt steil (bis zu 12%). Ein paar Mal erleben wir bereits hier ein für den gesamten Urlaub beispielhaftes Szenario: Cornelius fährt so eine Art Zwischensprint, bekommt 10 Meter Vorsprung und fällt nach 20 Sekunden keuchend zurück fiesgrins . Tja, Pässe fahren will gelernt sein Augenzwinkern , aber auch ich merke in Castellar de n’Hug nach der Hälfte des Anstieges, dass ich ziemlich flott angegangen bin und wohl erst noch den richtigen Berg-Rhythmus finden muss. Die anderen fahren zwar hinter mir, aber auf den letzten 5 km wird es doch ziemlich hart, obwohl der Berg hier nicht mehr so steil ist wie unten und zudem eine gleichmäßigere Steigung aufweist. Haarscharf schramme ich am Hungerast vorbei, die Passhöhe in 1900 m Höhe (km 72) kommt gerade noch rechtzeitig... Augenzwinkern

 

Nach einer ausgedehnten Mittagspause setzen wir die Fahrt fort. Eigentlich geht es von hier aus nur noch bergab bzw. flach daher, wir passieren La Molina und erreichen in der schnurgeraden Rückenwind-Abfahrt in Richtung Puigcerda bis zu 70 km/h (Anm.: geil! großes Grinsen ) !

Kurz vor dem Etappenziel fallen wir noch kurz in Frankreich ein, um bei Champion unsere tägliche Ration Cola (viieeeeel Cola!! großes Grinsen ), Chips, Schokolade und Obst (!) zu erwerben. Danach geht es schwer beladen auf die letzten Kilometer in die spanische Enklave Llivia, wo wir nach 112 km und knapp 2000 hm ankommen. Leider ist die Jugendherberge voll belegt, so dass wir auf ein kleines Hotel ausweichen müssen. Davon wird es am nächsten Morgen noch zu erzählen geben...

 



Etappe 3 (Llivia - Goulours (Ax-les-Thermes) / 98 km

Port de Pailheres...

Zu Beginn sei ein kleiner Exkurs in die Welt der spanischen Frühstückskultur gestattet Augenzwinkern : das ging erst mal damit los, dass die Gaststube zu Beginn der angegebenen Frühstücks-Zeit vollkommen leer war. Na gut, die 40 Minuten Verzögerung hätten wir noch verschmerzen können… Unser Tisch war lediglich mit 4 Messern eingedeckt. Als der Wirt die bestellten Tassen Kaffee bzw. Tee brachte, servierte er uns zudem einen Teller mit 4 kleinen, abgepackten Kuchenstücken darauf. Netter Einstieg, dachten wir, aßen den Kuchen und warteten auf den zweiten Gang *unschuldigtu* . Warteten, warteten – nichts geschah. Eine furchtbare Ahnung beschleicht uns: das WAR unser Frühstück! Nein, das kann einfach nicht sein, das geht nicht! Also fragen wir den Wirt höflich nach Brot und Marmelade. Der Wirt ist nun seinerseits völlig konsterniert: „Brot?!?!“ Aber er serviert uns dann doch eine – recht bescheidene - Ration der gewünschten Erzeugnisse. Am Nebentisch sitzen Leute, die essen Schinken! Der Wirt möchte uns wohl erklären, dass die bestellt haben bzw. besondere Gäste sind oder was auch immer. Egal, wir wollen auch Schinken haben! Bekommen wir sogar, und dazu auch noch etwas Brot. Naja, irgendwann verlassen wir dann, mäßig gesättigt, doch unseren Tisch. Nach Tellern haben wir übrigens vor lauter Bescheidenheit nicht mehr gefragt… Augenzwinkern

 

Rad gefahren sind wir übrigens auch noch, wenngleich das „Frühstück“ in etwa den halben Tag eingenommen hatte. Nur wenige Kilometer nach dem Start stand der Anstieg zum Col de la Perche auf dem Programm. Etwa 400 hm, die Steigung war recht moderat (5-7%) – genau richtig zum Warmwerden. Cornelius fuhr ein Stück voraus, wir anderen drei ließen uns etwas mehr Zeit. Ich fühlte mich sehr gut, beinahe mühelos erschien die Auffahrt zum Pass.

Nur wenige Kilometer nach dem Perche konnten wir uns bereits den zweiten Pass des Tages gutschreiben lassen, den Col de la Quillane. Gut, es sei nicht verschwiegen, dass der Anstieg vielleicht 4 km lang war, die Anfahrt von der anderen Seite jedoch fast 30 km lang ist… Aber Pass ist Pass Augenzwinkern . In der Abfahrt passieren wir die imposanten Stauseen Matemale und Puyvalador. Für die Mittagspause finden wir indes keinen besseren Platz als einen sehr schattiges Flecken ohne Aussicht irgendwo im Nirgendwo großes Grinsen . Danach geht die Fahrt weiter, zuerst in eine rasante, kurvenreiche Abfahrt, dann durch ein enges, einsames Tal bis Usson.

 

Dort wird es ernst, ein Highlight unserer Tour steht auf dem Programm: der Port de Pailheres. 15 km, über 1200 hm. Ich hatte mir im Vorfeld Gedanken gemacht, ob dieser Pass nicht zu schwer ist, wenn man bis zu 15 kg Gepäck dabei hat. Einer der Wirte aus unserer netten Frühstücks-Pension großes Grinsen hatte uns jedenfalls keine Chance gegeben. Na, das wollen wir doch mal sehen…

 

Der Anstieg beginnt recht einladend, aber schon nach wenigen hundert Metern (etwa an der Stelle, an der Guerini für Timo attackiert hatte), wird es steil. Über 10%. Ich schalte so klein, wie es mein Gewissen zulässt zahnlos , 32:30. Tempo liegt bei etwa 9 km/h. Hinter Rouze wird es kurzzeitig flach, an einer Kreuzung warte ich auf die anderen, damit keiner falsch fährt. In Mijanes nach etwa 5 km bleiben nur Cornelius und ich vorn übrig. Corny atmet zwar etwa doppelt so schnell wie ich großes Grinsen und sieht immer etwas leidend aus, macht aber den Großteil der Führungsarbeit, und ich habe nicht das Gefühl, schneller fahren zu können. Die Sonne brennt herunter, die Steigung liegt konstant im zweistelligen Bereich – so richtig wohl fühle ich mich nicht. Nach etwa 8 km fällt Corny dann doch leicht zurück. Es wird etwas wolkig und damit auch kühler, und prompt macht mir die Fahrt wieder mehr Spaß. Vor allem, als knapp 5 km vor dem Pass diese genialen Kehren beginnen. Heisa, was für eine Gaudi! Plötzlich spüre ich keine Anstrengung mehr, obwohl die Strasse immer noch bis zu 12% ansteigt. Dieser Anstieg ist genial: schmale Strasse, zahllose Kehren, wunderbare Landschaft – 5 Sterne! Immer wieder halte ich kurz zum Fotografieren an.

Corny kommt dann etwa 5 Minuten nach mir an der Passhöhe an, Basti 10 Minuten. Georg erreicht den Pass als Letzter, bricht aber als Erster wieder auf – das herannahende Gewitter verjagt ihn Augenzwinkern . Wir folgen ihm sogleich.

 

Die Abfahrt ist irrsinnig schnell, auf den langen Geraden haben wir Rückenwind. Bei Tempo 70 ziehe ich die Notbremse, es wäre wohl noch deutlich schneller gegangen. Muss aber nicht sein. Spontan entscheiden wir uns, in einer Herberge nach 2/3 der Abfahrt zu übernachten. 83 km stehen bis hierher auf dem Tacho. Später zwingt uns der Wunsch nach einem Abendessen aber doch noch, die 7 km Abfahrt (und hinterher natürlich den Anstieg Augenzwinkern ) nach Ax-les-Thermes unter die Räder zu nehmen. Auf der Hinfahrt werden wir noch von einem wunderbaren Wolkenbruch überrascht, was ich ziemlich sch*** fand. Gestärkt durch ein gutes Steak jedoch, kommen Basti und ich auf die tolle Idee, den Anstieg auf der Rückfahrt wie die Bekloppten hochzurasen. Total sinnlos und gestört, aber Spaß hat’s trotzdem gemacht. Und die Gelegenheit, ohne Gepäck zu fahren, muss man ja ausnutzen… Augenzwinkern

 



Kehren am Port de Pailheres



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