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Phonaks Stimmungskanonen

Es geht zurück zum Festzelt, wo inzwischen eine etwas ältere Herren-Band die Bühne in Beschlag genommen hat. Mit Erfolg, es herrscht schon kurz nach 20 Uhr eine Stimmung wie zu fortgeschrittener Stunde. Zu uns an den Tisch gesellen sich Alexandre Moos, Johann Tschopp und Alexandr Usov. Ich hatte mir einen Bratwurst bestellt und fing gerade an, sie zu essen, was Moos zu irgendwelchen zweideutigen Kommentaren hinriss. Zu seinem Glück auf Französisch. Eigentlich habe ich nie große Sympathien für Moos gehegt, aber ich musste neidlos anerkennen, dass er eine echte Stimmungskanone ist. Es werden internationale und wohl spezifisch schweizerische Schlager gespielt und Moos steckt mit seinem Geschunkel und Mitgegröle alle anderen an. Dann entdecken sie die kleinen Phonak-Trikots, die auf dem Tisch liegen. Es sind diese Mini-Handtücher, die man ins Wasser legen muss, damit sie sich entfalten. Mangels Wasser wird diskutiert, stattdessen ein Glas Bier zu nehmen. Schade ums Bier, denke ich. Das sehen Moos, Tschopp und Usov dann auch ein und zerren die Handtücher einfach so auseinander. Nachdem in allen erdenklichen Positionen damit herumposiert wurde, binden sie es sich dann als Kopftuch um. Aber Sascha reicht das nicht, er steckt sich noch die als Tischdeko vorgesehenen Efeu-Zweige ins Haar und sieht jetzt aus wie ein abstrakter Hirschkopf, mit dem manche Leute ihre Zimmerwände verunstalten.

Ob er gleich zu röhren anfängt?


Du bisch iine Pfiife

Usovs Autogrammkarte

Alex, der an unseren Tisch kommt, wird gleich fürs Photoshooting in Beschlag genommen. Er macht freiwillig mit - sich auch ein Handtuch um den Kopf zu binden, darauf verzichtet er dann doch lieber. Wenn der Meister schonmal freiwillig neben mir auf der Bank sitzt, schnappe mir meinen Helden natürlich auch und lasse mich vom Profi Murphy ablichten. Mehrfach, wie Alex mit einem amüsierten Unterton feststellt. Dann verschwindet er wieder, er muss sich auch um seine anderen Gäste kümmern. Die drei zurückgebliebenen Radler fangen an, nach dem Mein-Haus-Motto mit ihren Handys rumzuprotzen. Als sich das allgemeine Pfauengehabe wieder gelegt hat, schaue ich mir mit Sascha Bilder vom Giro auf seinem Handy an. Interessant, was so hinter den Kulissen getrieben wird. Die Tanzfläche ist inzwischen auch voll, mittendrin Alex, der anfängt, in Stripper-Pose sein T-Shirt auszuziehen. Als sich allerdings die geballte (weibliche) Aufmerksamkeit auf ihn richtet, zieht er es doch lieber wieder an. Naja, dann eben nicht. Mist. Derweil laufen noch einige Minderjährige herum, die die Gunst der Stunde nutzen, ihre Autogrammsammlung auszubauen. Zwei von ihnen kommen zu uns und drücken Sascha seine Karte in die Hand. Er schreibt irgendwas in Russisch drauf, dann übernimmt Moos und versucht Usovs Bild mit Hilfe des schwarzen Eddings in Urs Freuler zu verwandeln. Die Jungen werden von den dreien zu Freuler geschickt, um eine Beurteilung einzuholen. Kurze Zeit später stehen sie wieder am Tisch. Du bisch iine Pfiife, habe Freuler über Moos gesagt. Minuten vergehen, um Moos erfolglos zu erklären, was eine Pfeife ist.



Johann Tschopp und der Alkohol


Niedlichkeitsfaktoren und Küsschen

Etliche alkoholische Getränke und Zülle-Kaffees (der Kaffee ist wahrscheinlich der geringste Anteil da drin gewesen) später folgt ein kleiner Rückblick auf die Profilaufbahn des Helden. Zuerst hält Alex selbst eine Rede, aber davon bekomme ich nicht so viel mit, mein Schweizerdeutsch... Dann werden einige seiner bisherigen Lebens- und Karrierestationen bildlich präsentiert. Nun ich muss gestehen, als Säugling war er ja wirklich niedlich, aber schon knapp zwei bis drei Jahre später mit Brille und dem berühmt-berüchtigten Topfschnitt wurde viel getan, um den Niedlichkeitsfaktor zu überdecken. Alex auf dem Dreirad, Alex in der Schule, Alex beim Familienphoto mit taubenblauen Anzug und Krawatte im Garten, Alex am Strand, schliesslich Alex' Karrierestationen, garniert mit einem Zusammenschnitt verschiedener TV-Aufnahmen. Ich hatte zwar ein Jahr Zeit, mich mit dem Karriereende meines Helden abzufinden aber ich gebe es zu, während dieses Rückblicks hatte ich einen Kloß im Hals. Sechseinhalb Jahre intensiven Fantums kann man halt nicht so einfach ablegen wie einen alten Mantel. Alex mischt sich wieder unters Volk und wird mit Standing Ovations minutenlang gefeiert. Er klettert auf eine Bank, winkt den Leuten zu und geniesst die Sympathiebekundungen seiner Fans sichtlich. Es ist mittlerweile schon nach Mitternacht und die Inhaltsstoffe des Zülle-Kaffee suggieren mir, dass die Veranstaltung sicher bald zu Ende sei und ich mich vom Meister unbedingt noch verabschiedenen muss. Er steht neben der Bühne, ich brülle ihm irgendwas ins Ohr, er brüllt etwas zurück was nach: wir sehen uns schon wieder, ich werde sicher irgendwie dabei bleiben, klingt und bekomme noch drei Küßchen auf die Wange gedrückt. Dahingeschmolzen fließe ich auf meinen Platz zurück.



Hinternklatscher und nochmal Küsschen

Das Zelt ist zwar schon merklich leerer geworden, aber die Band spielt unverdrossen weiter. Camenzind und Elmiger haben eine weitere vergnügliche Beschäftigung für sich entdeckt. Auf der Bühne stehen zwei Schaufensterpuppen in Phonak-Trikots. Ein Arm wurde abmontiert und damit laufen Ösi und Martin nun durchs Zelt und hauen die Plastikhand jedem Kollegen auf den Hintern, der in ihre Reichweite kommt. Es wird noch bis nach zwei Uhr weiter fröhlich getrunken, getanzt, mit Plastehänden gegrabscht und in Polonäse durchs Zelt gezogen. Dann taucht bei mir und einigen anderen die bange Frage auf: Da war doch noch was mit einem Bus? Gott sei Dank fuhr der Bus in weiser Vorraussicht erst halb drei. Während ich auf meine Mitfahrer Murphy und Sascha warte, versucht Patrick Fäh (jetzt weiss ich es: Bahnradfahrer) mich zu überreden, doch noch ein bisschen durch Wil zu ziehen. Er legt mir vertraulich die eine Hand auf die Schulter, die andere aufs Knie und erzählt mir irgendwas, wer da alles mitkommen würde. Als er seine Freundin erwähnt, steht diese bereits wenig begeistert mit unheilverkündendem Gesicht hinter ihm. Ich mache mich schleunigst so unauffällig wie möglich aus dem Staub. Ich treffe nochmal auf Alex, wir wechseln nochmal ein paar Wort und verabschieden uns nochmal mit den drei üblichen Küßchen. Warum eigentlich? Egal, gut so! Dann geht es zum Bus, es wird weiter herumgealbert aber die vorangegangen Nacht, die ich im völlig überfüllten Zug von Ljubljana nach Zürich halbschwebend zwischen zwei Sitzen verbracht hatte und der Alkohol fordern mittlerweile doch ihren Tribut, sodass ich nicht mehr allzuviel von meiner Umwelt mitbekomme. Im Hotel verabschiedet sich Sascha noch von mir und dann torkle ich in mein kuscheliges, warmes Hotelbett und versinke ich einen bleischweren Schlaf.


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