Federico Bahamontes Rad-Karriere begann vielleicht mit 15 Jahren, als der Bauernsohn für seine Eltern Versorgungsfahrten mit dem Rad in den Bergen Toledos unternehmen mußte. Dabei soll er bis zu 25 kg schwere Kartoffelsäcke transportiert haben, womit er nach allgemeiner Einschätzung den Grundstein für seine späteren Heldentaten in der Bergen gelegt hat. Erst mit 25 Jahren 1954 wechselte er zu den Profis über, nachdem er bei den Amateuren nicht unbedingt mit Erfolgen glänzte. Noch im selben Jahr durfte er an der Tour de France teilnehmen und sorgte gleich für Aufmerksamkeit auf der 216 km langen 18. Etappe von Grenoble nach Briancon : Allein war er am Romeyère-Pass mit großem Vorsprung angekommen, hatte Durst, sah einen fliegenden Eisverkäufer am Straßenrand, kaufte sich eine Eis und wartete seelenruhig auf seine Verfolger mit denen er dann gemeinsam die Abfahrt anging. Es wird berichtet, dass er ein ähnliches Verhalten öfters an den Tag legte. So konnte er zwar schwer Etappen oder gar große Rundfahrten gewinnen, dafür nannte er sechsmal das Bergtrikot der Tour de France sein eigen.
Allerdings muß er 1959 etwas geändert haben, da er in diesem Jahr die gesamte französische Radsportelite (mit Ansage) hinter sich ließ und die Tour gewann, auch wenn ihm zugute kam, dass sich Bobet, Anquetil und Rivière gegenseitig behinderten oder neutralisierten. Ausschlaggebend war das Bergzeitfahren der 15. und die Zusammenarbeit mit Charly Gaul auf der 17. Etappe, wobei beide den Rest des Pelotons um 4 Minuten distanzierten. Gaul gewann und Bahamontes übernahm das gelbe Trikot. Zwar wurde es auf der 18. nochmals spannend für ihn, da er mal wieder auf einer Abfahrt (nach Val-d´Isère) den Anschluss auf die Spitzengruppe mit Anglade, Gaul, Baldini, Planckarert, Adriaenssens, Saint, Anquetil und Rivière verlor (5 Minuten). Aber die beiden weltbesten Rouleure und erbitterten Gegner Anquetil und Rivière weigerten sich mitzuführen, sodass Bahamontes wieder aufschließen konnte. Er gab das gelbe Trikot nicht mehr ab und gewann als erster Spanier die Tour.
Der 1,74 m große und 65 kg schwere Bahamontes war ein begnadeter Bergfahrer, der die brütende Hitze bevorzugte im Gegensatz zu Charly Gaul, dem das Wetter nicht schlecht genug sein konnte. Federico flog die Anstiege hoch, daher auch sein Spitzname "Adler von Toledo", oder wie andere sich ausdrückten, er tanzte die Berge hoch. Locker konnte er seine Gegner um viele Minuten distanzieren, verlor diese aber immer wieder bei den Abfahrten. Möglicherweise hätte er später, als man mehr Bergankünfte einführte, größere Chancen gehabt, große Touren für sich zu entscheiden.
Die Vuelta konnte er nie gewinnen. Er war zwar 1960 nahe daran, glänzte auch durch spektakuläre Solofluchten, aber dann kam ihm sein Sturkopf oder Gerechtigkeitssinn in die Quere: Er glaubte, dass bei der 13. Etappe einer seiner Helfer durch die Schuld eines begleitenden Polizisten erst nach Kontrollschluss ins Ziel gelangt und deshalb suspendiert worden sei. Bahamontes drohte daraufhin mit der eigenen Rennaufgabe, wenn das Urteil nicht abgeändert würde. Das nützte aber nichts, die Rennleitung blieb stur und Bahamontes auch. Am nächsten Tag ließ er sich freiwillig zurückfallen und erreichte das Ziel erst eine Stunde nach dem Peloton. Der Arzt faselte zwar etwas von Blindarmentzündung, aber jeder wußte was los war. Der Skandal war perfekt. Bahamontes brach mit der heimischen Rundfahrt und nahm nie mehr daran teil.
Nach seiner Profikarriere wurde er erfolgreicher Geschäftsmann. Einige Sportgeschäfte im Großraum Toledo gehören ihm, auch betätigte er sich bei einigen, zum Teil umstrittenen Grundstücksgeschäften. Die alljährliche Toledo-Rundfahrt für Amateure ist sein Werk und wird von ihm beherrscht. Auch als Kommentator der großen Touren war er aktiv.
Quellen:
Die großen Radsportstars, Walter Rottiers, München 1991
Fausto Coppi, Walter Lemke, Miesbach 199l
Tour de France, Hans Blickensdörfer, Künzelsau
Beroepsrenners, Deel 1, Rob Keuss