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Jan Janssen

 

 


Portrait

Mit 15 Jahren sah Jan Janssen sein erstes Radrennen und ab sofort wollte er dabei sein. Neben der Schule verdiente er sich das Geld für sein erstes gebrauchtes Sportrad und entdeckte bald, dass er Talent hatte. 1959 sah ihn Gerrit Schulte, der daraufhin während Janssens Amateur-Zeit im Remington-Team sein Trainer wurde. Schulte brachte ihm die Fähigkeit des schnellen Tritts bei. Janssen: "Ich habe dies auch später bei den Profis beibehalten. Während meine Gegner wie Van Looy und später Merckx mit 53x13 spurteten, blieb ich bei meiner 52x14 Übersetzung. Nur wenige konnten 300 Meter lang so schnell und erfolgreich treten wie ich." (W.Rottiers)

1961 bei der Tour de l`Avenir fiel er dem Chef der Pelforth-Equipe auf, der ihm einen Profi-Vertrag anbot für gerade einmal 200 Mark im Monat. Mehr als wenig, aber die Aussicht mit den Großen der Szene im Peloton fahren zu können, ließ ihn einwilligen. 1963 stellten sich die ersten Erfolge im Profilager ein: Dritter bei Paris-Roubaix hinter Daems und Van Looy, aber vor Poulidor, Post und Simpson, Neunter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und Zweiter beim Flèche Wallone, damit avancierte er schnell vom Wasserträger zu einem der Chefs in der Mannschaft. Er gewann in diesem Jahr noch eine Etappe bei der Tour de France, brach sich aber bei einem Sturz in der Abfahrt vom Tourmalet die linke Hüfte.

 

Jan Janssen war ein furioser Sprinter, auch auf den anderen Terrains gut, aber nach eigener Einschätzung weder ein Super-Kletterer noch ein Super-Zeitfahrer. Er konnte seine Kräfte optimal einteilen und genoss hohen Respekt im Team und bei seinen Gegnern. Er wußte Situationen auszunutzen, konnte von den Fehlern und Schwächen seiner Gegner profitieren und sorgte immer für Überraschungen. Als netter und eleganter Teufelskerl wird er beschrieben und als geborener Gewinner.

 

In Holland entfachte Jan Janssen 1964 nach dem Gewinn von Paris-Nizza und dem Grünen Trikot der Tour de France eine neue Radsport-Euphorie. Der Nationale Radsportverband reagierte und stellte ihm für die Weltmeisterschaft die bestmöglichste Mannschaft an die Seite. Er rechtfertigte die Erwartungen in Sallanches am Mont-Blanc und holte mit einigen Längen Vorsprung vor Vittorio Adorni und Raymond Poulidor den Titel, trotz des schlechten Wetters, das er eigentlich verabscheute.

1967 sah es nach einer Wiederholung dieses Erfolges aus. Als er erkannte, dass aus der enteilten Spitzengruppe der Sieger kommen würde, fuhr er allein ein 3-Minuten-Loch zu, mußte sich im Ziel aber dem neuen Superstar Eddy Merckx unterordnen und wurde Zweiter.

1967 war ein gutes Jahr für ihn. Er gewann Paris-Roubaix und als erster Holländer überhaupt die Spanienrundfahrt. Die Mannschaft Pelforth fuhr ein taktisch kluges Rennen. Nach der 6. Etappe führte Jean-Pierre Ducasse vor Janssen, zwei Teamkollegen, welche die Führung auch auf der als entscheidend eingestuften 11. Etappe, der Königsetappe Barcelona-Andorra, nicht abgaben. Raymond Poulidor blieb farblos, obwohl man munkelte, dass die Organisatoren der Vuelta ihm 350 000 Peseten gezahlt hatten für seine Rundfahrt-Teilnahme, was ihn vielleicht veranlaßt haben könnte, sich wenigstens einmal, auf der 15. Etappe beim Kampf gegen die Uhr zu zeigen, einer Halbetappe, die er gewann. Doch Ducasse und Janssen schlugen sich auch hier achtbar und nach dem letzten Zeitfahren am vorletzten Tag konnte Janssen das Trikot des Führenden überstreifen.

 

Schon ein Jahr zuvor, 1966, schrieb er für Holland Radsportgeschichte, als er die Tour de France als Zweiter beenden konnte und damit der erste Holländer war, der auf dem Tour-Podium landete. Diese Große Schleife stand wieder ganz im Zeichen der beiden Erzrivalen Anquetil und Poulidor, die sich nicht aus den Augen ließen. Das nutzten Lucien Aimar und Jan Janssen, als sie während der 10. Etappe auf dem Weg zum Aubisque den entscheidenden Vorsprung gegenüber den beiden Franzosen heraus fahren konnten. Für Anquetil war es die letzte Tour, die er auf der 19. Etappe, hinter Poulidor im Klasssement liegend, zudem noch vorzeitig beenden mußte. Doch für Poulidor blieb in Paris nur der 3. Rang in einer Rundfahrt, die mit besonderen Geschehnissen von sich reden machte: Den ersten offiziellen Dopingkontrollen bei der Tour de France. In der Nacht vor der 9. Etappe weckten Ärzte des französischen Gesundheitsministeriums die Fahrer und verlangten Urin-Proben. Dopinggerüchte gab es seit vielen Jahren, doch im Jahr 1966 hatten sich Anquetil nach seinem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und die ersten drei des Wallonischen Pfeils Michele Dancelli, Lucien Aimar und Rudi Altig nach den Rennen den Dopingkontrollen entzogen, woraufhin man sie disqualifizierte. Diese Urteile wurden zwar unmittelbar vor der Tour de France wieder aufgehoben, aber das Mißtrauen bei einigen Verantwortlichen saß anscheinend tief. Die Fahrer reagierten empört und beschlossen am nächsten Tag zu streiken. Fünf Kilometer nach dem Start stoppten sie und Rik Van Looy als Fahrersprecher beklagte "Eingriffe in die individuelle Freiheit der Sportler". Sie nahmen das Rennen erst wieder auf, nachdem ihnen versprochen wurde, dass es keine nächtlichen Kontrollen mehr gäbe. Sicherheitshalber machten sie aus der nächsten Etappe noch eine Protest-Bummel-Etappe, die ihnen jedoch auch nicht half: Vor der 13. Etappe fanden erneut Kontrollen statt, durch die 6 Dopingsünder entdeckt wurden.

 

1968 wurde es für Janssen bei der Tour de France nochmals richtig spannend. Poulidor ist der große alleinige Favorit. Doch der ewige Pechvogel, der tragische Held Frankreichs, stürzte, verletzte sich am Kopf und musste aufgeben. Jetzt kam die große Chance von Rolf Wolfshohl, der 2 Tage in Gelb fuhr aber auf der 18. Etappe bei der Abfahrt vom Col de Porte zu Fall kam. Lange mußte er auf ein Ersatzrad warten und konnte nicht mehr zu den Führenden aufschließen. Aus der Traum für Wolfshohl, neue Hoffnung für Janssen und Van Springel, die sich beide neben Ferdinand Bracke den Sieg ausrechnen konnten. Wer in Paris triumphieren sollte, würde sich erst auf der zweiten Halbetappe des letzten Tages, einem Zeitfahren über 55,2 km, herausstellen. Van Springel lag 16 Sekunden vor Janssen, der Inhaber des damaligen Stundenweltrekords Ferdinand Bracke, ein excellenter Zeitfahrer, lag mit 1:24 Minuten zurück, hatte aber zuviel Kraft am Vormittag verbraucht und war bald abgeschlagen. Lange sah es nach einem Sieg für Van Springel aus, bis Janssen seine letzten Kräfte mobilisierte und mit 38 Sekunden Vorsprung die Tour de France 1968 für sich entschied. Belgien trauerte, doch die Niederlande feierten ihren ersten Tour de France-Sieger, die Nation versank im Freudentaumel.

Auch diese Tour brachte im Anti-Dopingkampf Neues: Zum ersten Male fanden medizinische Kontrollen nach den Etappen statt - ein Jahr nach dem Tod von Tom Simpson am Mont Ventoux.

 

Jan Janssen gründete nach seinem Rückzug aus dem Profisport in Putte an der Grenze zu Belgien eine erfolgreiche Rennradfabrik.

 

Quellen:

Die großen Radsportstars, Walter Rottiers, München 1991

Hightlights Tour de France, H. Boßdorf/B. Boßdorf, Berlin 1999

Beroepsrenners, Deel 1, Rob Keuss

 



Ergebnisse:

1962

Sieger Meisterschaft von Zürich

1963

Zweiter Flèche Wallonne

Dritter Paris-Roubaix

1964

Weltmeister Straße

Gewinner Grünes Trikot Tour de France

Sieger Paris-Nizza

Zweiter Flèche Wallonne

1965

Gewinner Grünes Trikot Tour de France

Sieger Holland-Rundfahrt

1966

Sieger Bordeaux-Paris

Zweiter Tour de France

Zweiter Paris-Roubaix

1967

Sieger Vuelta a Espana

Sieger Paris-Roubaix

Vize-Weltmeister, Straße

Gewinner Grünes Trikot Tour de France

Gewinner Punktwertung Vuelta a Espana

Zweiter Gent-Wevelgem

1968

Sieger Tour de France

Gewinner Punktwertung Vuelta a Espana

Dritter Flandern-Rundfahrt

Dritter Flèche Wallonne

1969

Sieger Bordeaux-Paris

Gewinner Punktwertung Tour de Suisse



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