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Marco Pantani

 

"Es liegt in der Natur, dass da mit der Zeit etwas heranwachsen musste, bereit, aus verborgener Tiefe hervorzubrechen, sobald die Zeit reif war, und den ganzen Mut zu verzehren. (.....) Denn tief schmerzlich ist es und schamlos zugleich, eine Seele bloßzulegen, die in ihrem Mut gestrauchelt ist."

(Herman Melville, Moby Dick)

 

Licht wird alles, was ich fasse,

Kohle alles, was ich lasse,

Flamme bin ich sicherlich.

(Friedrich Nietzsche)

 

„Er war verschlossen und ist immer vor allem davongerannt“

(Peter Luttenberger über Marco Pantani, Februar 2004, sport1.de)

 

„Er war locker und zugänglich“

(Peter Luttenberger über Marco Pantani, März 2004, Sport-Magazin)



Lieber Marco,

 

ich weiß, einen Brief an einen Toten zu schreiben, ist eine verfahrene Angelegenheit, erst recht für eine Atheistin wie mich. Die Vorstellung, dass wir Menschen von einer unsterblichen Seele erfüllt sein sollen, erscheint mir üblicherweise einfach vollkommen lächerlich, zumal dann, wenn ich mich so umsehe auf der Welt (damit meine ich gar nicht nur die großen Katastrophen, manchmal genügt beispielsweise schon ein Blick in ... was auch immer).

 

Und dennoch: Ich weiß, dass ich nicht weiß, daher schreibe ich dir diesen Brief. Außerdem erinnere ich mich an letztes Jahr, als du bei "Coppi e Bartali" dabei warst und wir uns im italienischen TV die Zusammenfassungen ansahen. Ich erinnere mich daran, wie sehr sich mein damals schon sehr kranker Vater darüber gefreut hat, dass du dabei warst und er dich noch ein Mal sehen konnte. Und wer weiß, in solchen Momenten bin ich mir nicht sicher, ob da nicht doch "mehr" ist als nur biochemische Prozesse und Hormonausschüttungen. Außerdem kann ich gewisse Dinge nur niederschreiben, wenn ich dich direkt anspreche, andernfalls müsste ich mich übergeben. Du weißt, dass ich dich nie hintergehen würde, da sei, was meine Person betrifft, im wahrsten Sinne des Wortes Gott oder was auch immer vor.

 

Weißt du, am Tag nach deinem Tod (es ist für mich mit jedem Tag unfassbarer, dieses Wort mit dir in Verbindung bringen zu müssen ...) hat die RAI viele Sendungen über dich gebracht, sehr viele. Und bei den meisten war, wie du dir denken kannst, auch Candido Cannavo dabei. Er sprach mit tränenerstickter Stimme über dich (ja, wirklich), dass er dich nie vergessen wird, dass er dich wie einen Sohn geliebt hat und so weiter und so weiter. Nun, am nächsten Tag hat er in seiner Gazzetta geschrieben, dass wir (du siehst, er möchte für uns alle sprechen) wohl nie wissen werden, was für eine Art Campione du ohne dein vergiftetes, benzinaufgepepptes Blut gewesen wärst. Eine Antwort darauf gibt er nicht, weil er sie wohl nicht kennt und dies ist in der Tat ein schwieriges Thema, denn ich kenne genug gregari mit vergiftetem Blut, aber das verwirrt jetzt und ich schweife zudem ab .... Also, ich schreibe das nicht, um dir weh zu tun (das wäre das letzte, was ich will, aber das weißt du ohnehin), sondern nur, um ein paar Dinge in eine andere Perspektive zu rücken. Ich erinnere mich zum Beispiel noch an den Giro 2000, wie er dich umarmt und wie sehr er sich gefreut hat, dass du wieder da bist. Er hat dich zuvor in Abetone getroffen und dich darin bestärkt, am Giro teilzunehmen, eben weil er dich so geliebt hat. Dass die Gazzetta dank deiner Anwesenheit ihre Auflage saftig steigern konnte, war (und ist) ein zwar nicht unerwünschter, aber sicher nicht intendierter angenehmer kleiner Nebeneffekt.

 

Candido hat dich in seiner Kolumne dann wiederum als Betrüger und Enttäuschung bezeichnet, aber andererseits hat er auch erwähnt, dass du wunderschöne Augen hast (kein Scherz!) Du musst verstehen, Candido darf als kritischer Journalist seine Augen vor der Wahrheit nicht verschließen. Er muss neben so sentimentalem - und nutzlosem - Gewäsch wie deinen schönen Augen den Menschen auch sagen, dass du irgendwo eben auch ein ziemliches - verzeih mir, das sind nicht meine Worte! - Dreckstück warst. Aber - und das sollte uns (UNS!) trösten - du warst nicht Dreckstück genug, um in der Gazzetta-Redaktion moralisches Unbehagen auszulösen, als sie ein Video und ein Buch über dich herausgaben, in dem sie dich wiederum als großen Campione und große Persönlichkeit und tollen Menschen feiern.

Ja, wirklich! Mitte März, einen Monat nachdem du ..... uns verlassen hast, ist beides erschienen, und - das wird dich sicher freuen - ein Teil des Verkaufserlöses kommt der Stiftung zugute, die deinen Namen trägt. Wohin der andere - größere - Teil geht, nun gut ... damit baut sich Candido vielleicht noch ein Ferienhaus mit Blick aufs Meer und dort wird er vielleicht noch ein Buch darüber schreiben, wie sehr du ihn am 5.6.99 enttäuscht hast und wie froh er damals war, dass mit Ivan Gotti ein Retter parat stand. Panta re, du verstehst.

 

Aber ich bin jetzt auch ungerecht. Ich weiß, dass bei der Gazzetta auch Journalisten schreiben, die dich wirklich (wirklich!) mögen, wie Pier Bergonzi und Pietro Calabrese, die dir bis zuletzt helfen wollten. Dass du auch vor ihnen geflüchtet bist, ist schlimm. Dass du vor Candido weggelaufen bist, kann ich zwar verstehen, aber .... ich meine, wir wissen alle, dass du bei Dottore Conconi warst, wie viele andere auch, aber hier geht es nun mal um dich. Glaube mir, es ist oder war sicher nicht einfach für Candido, dir an einem Tag ins Gesicht zu lächeln und dann am nächsten Tag seinen Lesern nicht nur von deinen schönen Augen (schon wieder), deiner künstlerischen Begabung und deinem Charisma, sondern auch von den traurigen Seiten berichten zu müssen! Das hat ihn sicher sehr geschmerzt!

 

An Ivan Gotti - und ich sage das mit allem gebotenen Respekt vor ihm - hättest du dir ein Beispiel nehmen sollen. Auch er hatte als einer der wenigen neben dir juristische Schwierigkeiten, aber wie er so schön (und richtig) sagte: "Man muss einfach über den Dingen stehen", und darin warst du in jeder Beziehung ganz schlecht. Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass Cannavo sich bei Ivan die Frage nach dem Verlauf seiner Karriere ohne vergiftetes Blut stellen oder seine Erfolge (immerhin zwei gewonnene Giri, einer mehr als du!) in Frage stellen würde. David Walsh zum Beispiel käme in hundert Jahren nicht auf die Idee, die sportliche Karriere von Ivan als einen einzigen Betrug zu bezeichnen. Oder dass er dem Radsport Schaden zugefügt hat, das würde im Traum niemand behaupten. In der Hinsicht, das muss ich dir schweren Herzens sagen, warst du verdammt ungeschickt! Anders kann ich mir die so unterschiedliche Bewertung eurer (nicht nur eurer, aber ich schweife schon wieder ab...) fast identischen vite di professioniste nicht erklären.


Weißt du noch, wer Mirjam Fischer ist? Diese befreundete Radsportjournalistin, die dich oft interviewt hat und die auch bei deiner großen Siegesfeier in Cesenatico dabei war, im Sommer 1998. Es wird dich wiederum freuen zu hören, dass sie im österreichischen Sportmagazin (ok, ein Provinzblatt, aber immerhin) einen Artikel über dich geschrieben hat. Einen schönen Artikel, sehr persönlich, natürlich nicht ohne die Probleme zu verschweigen, aber im ganzen der Bericht eines Menschen, der dich gekannt und gemocht hat, und das lässt sie bewusst durchblicken.  Jedenfalls, ein paar Tage später blättere ich durch dieses deutsche Radsportmagazin „Tour“, (origineller Titel, nicht wahr?) und auch dort hat Mirjam einen Artikel über dich geschrieben. Allerdings musste ich drei Mal zurückblättern, um mich davon zu überzeugen, dass dort wirklich „Mirjam Fischer“ als Autorin aufscheint, dann auf einmal klang das alles wieder völlig anders. Auf ein Wort, hätte es nicht schwarz auf weiß dort gestanden, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass hier ein und die selbe Journalistin über ein und den selben Menschen zu ein und dem selben Thema einen Artikel verfasst hat. Du weißt ja, da warst du dann wieder dieser zweifelhafte Charakter und sie hat zu den „bekannten Geschichten“ noch schnell zwei weitere Verdächtigungen eingestreut (ich bin in der Hinsicht einiges gewohnt, aber diese Andeutungen waren selbst mir neu). Ich verspreche dir, ich werde Mirjam fragen, warum sie zwei so völlig unterschiedliche Geschichten verfasst hat. Ich hoffe, sie antwortet mir. Ich sage dir dann Bescheid.

 

Ich bin sicher, du hast inzwischen mitbekommen, dass die Tour de France dir heuer eine Etappe widmen wird. Das Bergzeitfahren nach Alpe d'Huez. Ein schöner Zug von der societe. Wenn ich nicht befürchten müsste, als hysterische Idiotin in Verruf zu geraten, würde ich dir einige Dinge dazu sagen, zum Beispiel, dass sich mir allein beim Gedanken daran der Magen umdreht. Du warst (und ich bin sicher, du bist es immer noch, das ist ja das Widerliche daran) für die Tour de France der Paria, der es weder menschlich noch sportlich wert ist, das Großereignis mit deiner Anwesenheit in den Schmutz zu ziehen. Die Aussagen von Bernard Hinault habe ich noch gut, allzu gut, in Erinnerung. Du weißt, diese Geschichte mit der Verhaftung vom Sattel weg. Ich würde ihnen auch gerne sagen, dass sie doch in Gottes Namen ihr gesegnetes Event durchführen, deinen Namen nicht in den Mund nehmen und dich einfach in Ruhe lassen sollen. Irgendwo gibt es eine Grenze, deren Überschreitung diese grässlichen Konventionen (a la „man“ muss einem früheren Toursieger die Referenz erweisen, weil „sich das so gehört“) endgültig zum Brechmittel werden lassen, und für mich ist diese hier eindeutig überschritten. Was meinst du?

Aber als vernünftiger Mensch sagt man danke (oder besser gar nichts) und steckt sich dann gegebenenfalls lieber nur im stillen Kämmerlein den Finger in den Rachen. Es ist wahrscheinlich besser so.


Dass die Dinge schief, ganz gewaltig schief liefen seit dem 5.6.1999, das war nicht zu übersehen oder gar zu überfühlen. Aber ich habe es verdrängt. Fast bis zuletzt, immer wieder. Ich hoffe, du kannst mir das verzeihen. Diese Autounfälle ... auf der Flucht, am allermeisten wohl vor dir selbst. Dann die Trennung von deiner Freundin Christina, die dich unbedingt vom Radsport fernhalten wollte. Wie ich mir wünsche, dass sie das geschafft hätte. Dass die meisten deiner letzten, verzweifelten Zeilen ihr gegolten haben, das sagt so viel.

 

Im Sommer 2001 wird in deinem Forum zum ersten Mal etwas von diesen „problemi“ angedeutet, nein, ich rede nicht von deinen schweren Depressionen (obwohl sie der Auslöser für das waren, was noch kommen sollte), sondern von etwas viel schlimmerem, heute weiß ich natürlich, was es war, eigentlich weiß ich es schon eine ganze Zeit lang. Die Tour wollte dich damals nicht mehr, und das hat dich endgültig ins Inferno befördert. In den Nachrichten und Zeitungen hieß es immer „du trainierst“, aber das stimmte nicht. Immer wieder dieses Wecken von falschen Hoffnungen (vor allem von der schönen rosa Gazzetta, aber nicht nur).

Diese Interviews von dir, dieser arrogante Ton, den du immer angeschlagen hast, damit nur ja niemand merkt, wie dreckig es dir geht. „Ich weiß nicht, was los war“. Was solltest du auch sonst sagen? Etwa das? „Ich zerstöre mich gerade selbst, wissen Sie, meine Freundin musste mich zwischen den Mülltonnen irgendwelcher Diskotheken auflesen und nach Hause schleppen“ Das wäre die Wahrheit gewesen, aber das konntest du natürlich nicht sagen. Dann schon eher „Ich trainiere und möchte eine gute Vuelta fahren“ Oh mein Gott, eine gute Vuelta, wäre es nicht so schrecklich für mich, ich würde am liebsten laut lachen. Im nachhinein unfassbar, dass du überhaupt noch Rennen gefahren bist. Dass die Presse darüber so lange dichtgehalten und immer das Märchen vom trainierenden Marco durchgehalten hat, ist in der Tat einzigartig und wäre eine eigene Untersuchung wert.

 

Ich glaube, seit Juni 1999 hast du nie mehr wirklich „trainiert“. Ich weiß, dass du im Sommer 2002 bereit warst, alles hinzuschmeißen und diese Dämonen, die dich gejagt haben, abzustreifen. Aber dann kam es doch anders, du bist nach Spanien geflüchtet und im Frühjahr 2003 bist du wieder Rennen gefahren. Ich verstehe ja, dass du noch irgendein halbwegs würdiges Ergebnis liefern wolltest, weil du dich so wahnsinnig geschämt hast. Aber ich sage dir, für die, die dich liebten und lieben, musstest du das nicht tun. Und die anderen, nun, sie würden ihre Meinung über dich nicht ändern, ganz egal, was du machst. Wenn du schlecht bist, ist das klar, weil du dich nicht mehr vollpumpen kannst. Wenn du gut bist, hast du eben ein neues Mittelchen gefunden. Es war einfach sinnlos. Im nachhinein wünsche ich das alles zum Teufel! Natürlich waren da immer noch diese „problemi“ und natürlich weiß ich heute auch, was der wahre Grund für deine Nichtteilnahme am Giro del Trentino 2003 war! Und ich frage mich (und dich), wie in aller Welt du diesen Giro und andere Rennen unbeschadet - du weißt, was ich meine - überstehen konntest. Wenn ich bedenke, was unter Umständen schon leicht verschnittene Bonbons auslösen können, wird mir schwindlig.

 

Und was mich schon damals wirklich alarmiert hat, war die Tatsache, dass du offensichtlich wirklich nicht mehr in der Lage warst, dich selbst zu akzeptieren und dass du dich selbst immer mehr zu hassen begonnen hast. Wie anders soll ich mir erklären, dass du deine Ohren operieren hast lassen? Das war wirklich ein schrecklicher Moment für mich. Ich muss dir nicht extra sagen, dass ich und viele andere diese Ohren geliebt haben. Das warst ganz einfach du! Und warum zum Teufel (schon wieder!) hast du dir diese Dinge eingeredet, dass du dich vor deinen tifosi schämen müsstest? Streite das nicht ab, denn Davide Cassani, dein enger Freund Davide, hat uns verraten, dass du ihm das ein paar Monate vor deinem .... Abschied anvertraut hast. Hältst du mich/uns wirklich für so blöd, dass wir nicht wissen, was sich im ciclismo abspielt? Natürlich, es gibt Menschen, die dich nicht mögen. Damit musst du dich und ich mich abfinden.

Es gibt natürlich Kollegen, über die man nur Gutes liest und hört. Zumindest habe ich mir das sagen lassen... Aber was hast du getan, als dir Alessandra de Stefano (wieder eine Journalistin, die dich so sehr gemocht hat und dir helfen wollte) sagte, dass die meisten, eigentlich alle, Mails und Briefe an die RAI nur für dich sind? Du zuckst die Achseln, verziehst die Mundwinkel zu etwas, das wohl ein Lächeln sein soll und starrst auf deine Schuhe. Auch das kannst du nicht abstreiten, ich habe das selbst gesehen, ich glaube sogar, ich habe es irgendwo auf einer Videokassette festgehalten, auf einer der wenigen Radsportvideos, die irgendwo bei mir zu Hause herumliegen.

 

Diese schrecklichen letzten Monate, eigentlich Jahre, deines Lebens, der Aufenthalt in einer Klinik zur Behandlung von Depressionen und Suchterkrankungen, als alles schon längst zu spät war, diese grässlichen Dinge, die du geschrieben ("mein Leben ist tot") und gesagt ("Wer bin ich? Was denkt das Publikum von mir?") hast. Die verzweifelten Versuche von Sergio Neri (wieder ein Journalist, der dich wirklich geliebt hat), dich in Südamerika in einer Einrichtung unterzubringen, dieser Nachruf von ihm, dieser furchtbare Satz, dass der Tod ihn, Neri, im Sprint besiegt hat.

Es bricht mir das Herz, auch nur daran zu denken. Dass du nicht die Kraft gefunden hast, dich aus diesem Lügengebilde zu befreien, nein, stattdessen hat es dich innerlich aufgefressen und völlig zerstört. Was macht es für einen Unterschied, ob du an einer Überdosis Kokain gestorben bist, oder an einer Überdosis Scham, an einer Überdosis Verzweiflung, an einer Überdosis „ipocrisia“, an einer Überdosis Selbsthass. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob dich ein "Geständnis" gerettet hätte. Ich glaube, du warst ein, nein, DER "Repräsentant" des Systems Radsport. Dein aufnahmefähiger Charakter hat dich zu einem idealen Empfänger (und auch Sender) von gebündelten Energien gemacht, positiven wie negativen. Und wir alle wissen, dass das System Radsport sehr viele Energien abzuleiten hat, anders könnte es gar nicht mehr existieren. Jeder, der einmal systemische Aufstellungen erlebt hat, weiß was ich meine. Eine Befreiung aus einem System ist in einem so extremen Fall wie deinem nur möglich, wenn alle Beteiligten ihren Teil beitragen. Wertende Kategorien wie "Schuld" oder "Opfer" oder "Täter" sind dabei unangebracht. Jeder, der den Radsport kennt, so wie er derzeit aussieht, weiß, dass dies unmöglich ist.


Für mich zählt nur, dass du nicht mehr da bist. Ich lese all diese unzähligen Geschichten, die die Menschen in dein Forum schreiben, dass du so vielen die Lebensfreude wiedergegeben hast (wie auch mir zum Beispiel, damals vor 10 Jahren) und ich bin so wütend und vor allem so traurig, so wahnsinnig traurig darüber, dass du selbst einen so verzweifelten, einsamen, schrecklichen Tod gestorben bist. Ich und viele andere wissen, dass keine Spritze und keine Chemie der Welt jemanden wie dich erschaffen können, und nur das sollte für dich zählen. Es heißt, man soll nicht unglücklich sein, weil jemand nicht mehr ist, sondern dankbar sein, dass jemand war ... in diesem Sinne .... grazie di cuore, Marco.

Arrivederci.

 



Biographische Daten: Marco Pantani

 

geboren am 13.1.1970 in Cesena, verstorben am 14.2.2004 in Rimini.

 

Teams als Amateur:

Fausto Coppi, Spazia Ceramica, Giacobazzi, erster Sieg bei einer „Bergetappe“ mit 12 Jahren, Sieg beim Baby Giro 1992 (nach einem dritten Platz 1990 und einem zweiten 1991)

Teams als Profi:

1992 – 1996 Carrera, 1997 bis 2003 Mercatone Uno

34 Siege als Profi, darunter 8 Etappen des Giro und 8 Etappen der Tour.

Gesamtsieg beim Giro 1998 und bei der Tour 1998. Podiumsplätze beim Giro 1994 und der Tour 1994 und 1997. Bronzemedaille bei den Straßenweltmeisterschaften 1995 in Kolumbien.

 

Mailand-Turin 1995: Nach einem schweren Sturz nach einem Zusammenstoß mit einem Auto wird Marco Pantani in Turin ins Krankenhaus eingeliefert. Dort wird ein Hämatokritwert von 60 % festgestellt. Im November 2000 kommt es aufgrund dieses Wertes zur Anklage wegen Sportbetruges bei Mailand-Turin. Marco Pantani wird für schuldig befunden und zu einer bedingten Haftstrafe von 3 Monaten und einer Geldstrafe verurteilt. Freispruch in der Berufung wegen Nichtanwendbarkeit des Gesetzes im November 2001.

 

Giro 1999: Ausschluss vom Rennen zwei Tage vor Ende der Rundfahrt aufgrund eines erhöhten Hämatokritwertes von 52 % (die UCI hat 1997 für den Radsport die Grenze auf 50 % festgelegt). Anklage wegen Sportbetruges, Freispruch wegen Nichtanwendbarkeit des Gesetzes im Oktober 2003.

Giro 2001: Im Hotelzimmer wird eine Spritze mit Resten von Insulin gefunden. Eine DNA-Analyse der Spritze wird vom CONI abgelehnt. Marco Pantani wird zu einer Wettkampfsperre von 8 Monaten verurteilt. Das CAF (Commissione d'Appello Federale) spricht ihn frei, da niemand vom Hotelpersonal Marco Pantani das betreffende Zimmer betreten oder verlassen sah. Die UCI ficht diese Entscheidung jedoch vorm CAS (International Sport Arbitration court) an, die Sperre bleibt aufrecht, wird jedoch auf 6 Monate reduziert.

 

Das noch ausständige strafrechtliche Verfahren wurde mit 14.2.2004 eingestellt.

 

Zum Zeitpunkt seines Todes wurde Marco Pantani von sieben verschiedenen Staatsanwaltschaften untersucht.

 

 

von Ingrid

 

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Nachträglicher Zusatz der Autorin:

Die Korrespondenz mit Frau Fischer hat eine persönliche Vermutung in dieser Angelegenheit bestätigt.

An dieser Stelle daher ein herzlicher Dank an Frau Fischer für ihre klärenden

Worte!

 


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