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Jean Stablinski

 

 


Portrait

Jean Stablinski wuchs im Kohlerevier Nordfrankreichs auf. Seine Eltern verließen 1924 aus wirtschaftlichen Gründen Polen und hießen Stablewski. Als Jeans Vater durch einen Arbeitsunfall ums Leben kam, musste Jean 14jährig den Job seines Vaters in einer Eisengießerei übernehmen um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Er fing aber bald mit dem Radrennsport an. Das Rennrad verdiente er sich mit Akkordeonspielen auf Tanzabenden. Allerdings fand das seine Mutter nicht lustig und zertrümmerte erst einmal den Lenker aus purer Wut über sein Hobby. Mit 21 Jahren erhielt er seinen ersten Profivertrag.

Von 1958 bis 1967 fuhr er gemeinsam mit seinem Freund Jaques Anquetil immer in denselben Mannschaften, 1962 bis 1964 waren auch Rudi und Willi Altig dabei.

 

Einer seiner größten Erfolge war der Gewinn der Weltmeisterschaft 1962 in Salo (Ita) über 296 km vor seinem Teamgefährten und Freund, dem Iren Seamus Elliot. 90 km vor dem Ziel hatten Stablinski, Wolfshohl, Elliot, Hoevenaars, Balmanion und Groussard sich von den Stars Van Looy, Anquetil, Gaul, Altig, Junkermann entscheidend abgesetzt. Elliot und Stablinski bildeten ein perfektes Team, sie griffen im Wechsel an und ließen die anderen kontern. Stab trat zwei Runden vor Schluss an, Elliot folgte wie vereinbart nicht und die verbliebenen Wolfshohl und Hoevenaars konnten nicht mehr. So gewann Stablinski mit mehr als einer Minute Vorsprung vor Elliot, der den Sprint der Dreiergruppe für sich entscheiden konnte. Wieder bewahrheitete sich, dass bei Weltmeisterschaften mit Nationalmannschaften oft die Teamsolidarität und nicht die Nationalität ausschlaggebend ist.

 

Stablinski galt als einer der taktisch versiertesten Rennfahrer und zusammen mit seiner großen Durchhaltefähigkeit konnte er bei vielen Tagesrennen glänzen. Am Berg und beim Zeitfahren fand er seine Meister, daher war es ihm auch nie vergönnt den Giro oder die Tour de France zu gewinnen. Allerdings bestand Anquetil immer darauf, dass er der Leader sei und Jean Stablinski, auch Stab genannt, mußte sich mit seiner Helferrolle bei den GT begnügen. Etwas mehr Freiheit bekam er dann bei einzelnen Etappen und Eintagesrennen zugestanden.

 

In die Analen ging er vor allem ein durch den viermaligen Gewinn der Französichen Meisterschaft (und zweimal zweiter) in sechs Jahren. Das brachte ihm fortan den Namen "Monsieur France" ein. Bis heute eine nie wieder erreichte Erfolgsserie.

 

Nach dem Ende seiner Profikarriere wurde er für 6 Jahre Teamchef bei der kleinen französichen Formation Sonolor. Zu seinen Entdeckungen gehörten Lucien Van Impe und Bernard Hinault.

 

Raphael Geminiani, ein alter Haudegen des Radsports und Freund Fausto Coppis, sagt über Stab:

"Man muss sagen, Jean Stablinski hatte alles im Kopf, es gab keinen gewitzteren und schlaueren als ihn im Peloton. Er war ein außerordentlicher Taktiker, niemand kam ihm gleich. Ein unermüdlich Attackierender, griff ein, zwei, dreimal an ohne sich ganz zu verausgaben. Die Gegner antworteten, aber das vierte Mal mobilisierte er alle seine Kräfte und demoralisierte die, die sich dreimal angestrengt hatten für nichts: das war das Ende für sie. Auf dem Podium sah man nur noch Stablinski. ... Seine Taktik war immer dieselbe und jeder kannte sie, aber sie funktionierte immer. Er wußte den Moment zu wählen: niemals auf gerader Strecke attackieren, am liebsten mit Wind von vorne um Ausreißen zu können, dann wenn es am schlimmsten ist und oft ein Konter in dem Moment, wenn gerade Ausreißer wieder eingeholt wurden. ... Er war ein richtiger Schäferhund, immer am Kopf des Pelotons zu finden um Ausreißer einzufangen und seine Mannschaftskollegen zu gruppieren, sobald ein "großer Fisch" versuchte sein Heil zu finden. Für die Mannschaft war er unabkömmlich, da er einen außergewöhnlichen Überblick über den Course und einen enormen Mut hatte sowie immer die andern mitreißen konnte."


Quellen:

Die großen Radsportstars, Walter Rottiers, München 1991

Beroepsrenners Deel 1, Rob Keuss

 

von Maki




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