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Roger Rivière

 

 


Portrait

Mit einem Paukenschlag schrieb Roger Rivière 1957 in Mailand Radsportgeschichte. Erst 21 Jahre alt, stellte der französische Verfolgungsweltmeister einen neuen Stundenweltrekord auf und näherte sich der damals als magisch geltenden 47 km/h Schwelle bis auf knappe 6 Sekunden. Gleichzeitig verbesserte er die Weltrekorde über 10 und 20 Kilometer. Zeitgenossen schwärmten von seinem wundervoll ausgefeilten ästhetisch herrlichen Stil mit dem er über das Oval flog. Ein Jahr später 1958, wieder in Mailand, startete er zum zweiten Mal um seine eigenen Rekord zu verbessern. Erneut unterbot er die 10 und 20 km Rekorde doch dann platze in der 97. Runde ein Reifen und alle Mühe schien umsonst. Aber Rivière schaffte es mit einem Mittel von 47,346 km/h. Hoffnungen wurden laut, dass er die 50 km/h einmal erreichen könnte! Doch leider kam es anders.

 

Dass er einer der besten Rouleure seiner Zeit war, wenn nicht gar der beste, bewies Rivière auch in der Tour de France 1959, als er die beiden Zeitfahren vor Jaques Anquetil und Ercole Baldini gewinnen konnte. 1960 sollte es dann für den 24jährigen der Gewinn der Tour werden. Die Voraussetzungen waren bestens. Die französische Mannschaft (Nationalmannschaften bestritten die Tour) trat ohne Anquetil und Bobet an, wodurch das Gerangel um die Leaderposition der letzten Jahre entschärft war. Lediglich Henry Anglade machte Rivière diese Stellung streitig und schlüpfte in das gelbe Trikot, aber dann griff Roger an. In der 6. Etappe setzte er seine großen Rouleurqualitäten ein. Gemeinsam mit Nencini, Adriaenssens und Junkermann fuhr er gegenüber dem Rest des Feldes 14:40 Minuten heraus und gewann die Etappe. Damit war der Traum Anglades vom Sieg ausgeträumt und stinksauer orakelte dieser, dass Roger sich noch das Genick brechen würde, wenn er Nencini in den Bergen folgen wolle.... .

 

Rivière gewann auch noch die erste Pyrenéenetappe von Mont-de-Marsen nach Pau und lag nur 1:38 Minuten hinter seinem stärksten Konkurrenten Gastone Nencini. Doch am 10. Juli auf der 14. Etappe von Millau nach Avignon versuchte er dem Abfahrtsspezialisten Nencini zu folgen und stürzte auf der Abfahrt vom Col de Perjuret 50 Meter tief. Er überlebte, brach sich aber die Wirbelsäule und blieb fortan auf den Rollstuhl angewiesen.

 

Roger Rivière und Fausto Coppi


Wurde Roger Rivière das Opfer von Palfium, einem starken Analgetikum, welches ihm die Sensibilität am Daumen zum Bremsen nahm? Man sprach auch von Amphetaminen. Beides wurde im Krankenhaus in seiner Kleidung gefunden und es wurde berichtet, dass er am Vorabend des Sturzes von seinem Soigneur (Pfleger) Julien Schramm das Mittel erhalten habe. (Ollivier J.P. 1991, nach de Mondenard, Dictionnaire S. 856). Schramm hatte bereits Jacques Anquetil mit diesen Drogen versorgt. Manfred Donike meinte zu der damaligen Zeit: "Die Einnahme von stimulierenden Mitteln, zum Teil in Verbindung mit stark wirksamen Narkotika, war im Berufsradrennsport so verbreitet, dass in den Jahren 1960 - 1967 bei wichtigen Radrennen kein Berufsradrennfahrer ungedopt an den Start ging." (Donike war selbst aktiver Radrennfahrer von 1953-1970)

 

In Saint-Étienne führte er ein Café-Restaurant, das er nach dem Mailänder Velodrom "Le Vigorelli" benannte, in dem er seine Stundenweltrekorde aufgestellt hatte. Später eröffnete er eine Auto-Werkstatt und bot ein Feriencamp im Rhônetal an.

Über seine Herkunft ist mir nichts bekannt.

 

Roger Rivière starb am 1. April 1976 kaum 40 Jahre alt in Saint-Galmier, physisch und psychisch zerbrochen.

 

 

Quellen:

Fausto Coppi, Walter Lemke, Miesbach 1999l

Tour de France, Hans Blickensdörfer, Künzelsau

Hightlights Tour de France, H. Boßdorf/B. Boßdorf, Berlin 1999

W. Schänzer in Doping, Hrsg. Gamper/Mühlethaler/Reidhaar, Zürich 2000

Beroepsrenners, Deel 1, Rob Keuss




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