Wim Van Est stammt aus einer Familie mit 17 Kindern. So mußte er früh die Schule verlassen um zu deren Lebensunterhalt beizutragen, auch als er mit 24 Jahren Profirennfahrer wurde, galt sein Bemühen dem Unterhalt seiner großen Verwandtschaft.
Er war kein Stilist, eher ein "Bulldogge als ein Windhund" (Lemke), ein Kraftprotz (kracht-patser). Die ganz großen Erfolge konnte er auch nicht feiern, aber er wurde zur Legende und gehört in den Niederlanden zu den bekannteren Fahrern. Am 23. Juli 2001 erhielt er eine eigene Gedenktafel auf den Col d´Aubisque mit der Aufschrift: "Hier fiel Wim Van Est während der Tour de France 1951 auf der 17. Etappe. Er überlebte den Fall, verlor aber das gelbe Trikot. Wim Van Est war der erste Niederländer, der das gelbe Trikot der Tour de France trug."
Folgendes war geschehen:
Auf der 12. Etappe gelang ihm mit einer Fluchtgruppe einen Vorsprung von 18:16 Minuten heraus zu fahren, damit war er im Gelben Trikot und die Holländer hatten einen guten Grund ausgelassen zu feiern. Am nächsten Tag versuchte er zusammen mit Fiorenzo Magni die ausgerissenen Bartoli/ Coppi/ Koblet/ Rinz einzuholen um sein Trikot zu retten. Magni, einer der besten Abfahrer seiner Zeit, hatte eine gefährliche Technik, er bremste kaum und fuhr daher die Kurven bis nahe an die unbefestigten Straßenbegrenzungen heran. Van Est, der zuvor noch niemals einen richtigen Berg gesehen hatte, geschweige denn einen gefahren war, folgte diesem Stil.
Van Est schilderte später Les Woodland den genauen Hergang: "..Und dann lag noch all der von den Autos aufgewirbelte Rollsplitt am Rand. Ich geriet mit meinem Vorderrad in einen solchen Haufen hinein und ging über den Lenker. Ich fiel den Abhang herunter, zwanzig Meter in die Tiefe. (...) ich purzelte und purzelte und purzelte. Meine Füße hatten sich aus den Schlaufen der Pedale gelöst, mein Rad war verschwunden. Es gab nur ein einziges flaches Stück im ganzen Abhang, so groß wie die Sitzfläche eines Stuhls. Genau dort landete ich mit meinem Hinterteil. Einen Meter nach rechts, einen Meter nach links, und ich wäre auf harten Fels aufgeschlagen, sechs- oder siebenhundert Meter weiter unten. Ich war überall verschrammt, mein Körper einmal komplett durchgeschüttelt. (...) Ich lag einfach da, ich konnte sehen, wie die anderen Fahrer vorbeifuhren. Und dann machte ich oben rechts meinen Teamkollegen Gerrit Peters aus, der auf mich runterschaute. "Du sahst aus wie eine Butterblume", erzählte er mir hinterher; ich in meinem gelben Trikot."
Das Seil, dass sie van Est runterwarfen, erwies sich als zu kurz. "Sie nahmen 40 Schläuche und knoteten sie zusammen, befestigten sie an dem Seil und warfen sie zu mir herunter. Alle Schläuche, die Pellenaars für das gesamte Team hatte. Nach einer Weile hatten sie es geschafft mich hochzuziehen. Die Schläuche waren allesamt ausgeleiert." (Les Woodland)
Der eiserne Willem wollte zwar noch weiterfahren, doch er konnte nicht. Seine Tour war beendet und mit ihm fuhr das gesamte holländische Team nach Hause.
Ein wenig konnte van Est noch von seinem Sturz finanziell profitieren. Ein schweizer Uhrenhersteller hatte beschlossen mit ihm zu werben, unter einem Foto, das Wim nach seinem Sturz zeigte, stand der Spruch: "Mein Herz hörte auf zu schlagen, aber nicht meine Pontiac."