Als Rolf Wolfshohl bei einem Schulsportfest 1953 im Gegensatz zu seinen Freunden keine Urkunde erhielt, beschloss er aus purer Enttäuschung sein Glück im Radsport zu suchen. Sein Vorbild wurde Jupp Arents, 1938 deutscher Profi-Meister und nach dem Krieg Trainer der saarländischen Mannschaft. Unter ihm trainierte er auch in seinem ersten Verein Köln-Kalk. 1959 begann er seine Profi-Karriere, knapp 21 Jahre alt, auf Betreiben von Otto Weckerling, dem damaligen Chef der Radrennbahn in Dortmund. Nach dessen Vorstellung sollte Wolfshohl zum Star der Sechstagerennen avancieren, doch dieser versagte bei seinem ersten Versuch, gab sofort das Rennen auf und verzichtete fortan auf die Bahn, das war einfach nicht seine Sache. Besser gefielen ihm die Cross-Rennen. Zwischen 1958 und 1973 brachte er es auf 12 WM-Medaillen, davon 3 goldene, 14 mal wurde er Deutscher Meister.
Sein größter Wunsch war allerdings ein Sieg bei der Tour de France, gefolgt von einem Weltmeistertitel auf der Straße. Fast hätte beides geklappt, aber eben nur fast für "le loup", den Wolf, wie er in Frankreich respektvoll genannt wurde, abgeleitet von seinem Namen und passend zu seiner Persönlichkeit. Bei der WM 1962 war er in der Spitzengruppe, doch dann konnte er bei der entscheidenden Attacke von Jean Stablinski nicht mitgehen und mußte seinen Traum begraben. In diesem Jahr hätte es auch fast gereicht für Siege bei Lüttich-Bastogne-Lüttich ( 2. ) und dem Wallonischen Pfeil (5.). Beide Rennen wurden damals noch an einem Wochenende ausgetragen, so nahm er wenigstens die Sonderwertung des Ardennischen Wochenendes mit nach Hause. Auch 1963 sah es so aus als könne er einen Klassiker gewinnen. Auf der Via Roma in San Remo sprintete er mit Joseph Groussard um den Sieg bei Mailand-San Remo. Erst wurde er zum Sieger erklärt, aber da das Zielphoto nichts taugte, zog man Presseaufnahmen zu Rate und nach einer Stunde konnte Groussard jubeln.
Rolf Wolfshohl galt als nimmermüder aber letztendlich glückloser Kämpfer. Vielleicht fehlte ihm auch in den entscheidenden Momenten das taktische Fingerspitzengefühl, obwohl ihm auch eine große Rennschläue zugestanden wurde. Er wird als hypernervöser und individualistischer Mensch beschrieben, dem durch seine Charaktereigenschaften manche Schwierigkeit in seinen Mannschaften erwuchs.
Seine Persönlichkeit erklärt aber nicht, warum es 1968 nicht zum Tour de France-Sieg reichte, obwohl die Voraussetzungen kaum besser sein konnten. Die Topstars waren nicht zum Start angetreten, weder der 5malige Sieger Jaques Anquetil, noch der kommende Eddy Merckx, auch nicht Felice Gimondi, der Sieger von 1965. Raymond Poulidor gab das Rennen unterwegs auf und der Sieger von 1967 Roger Pigeon lag weit zurück. Einziger Nachteil war, dass nur Nationalmannschaften starten durften und man die deutsche Mannschaft getrost schwach nennen konnte. Die 16. Etappe brachte ihm das ersehnte gelbe Trikot. Die noch bevorstehenden Alpenetappen mussten ihn nicht schrecken, zumal kein ernst zu nehmender Bergfahrer mehr mitfuhr. Doch auf der 18. Etappe von St. Etienne nach Grenoble war alles vorbei: Lucien Aimar, ein Fahrerkollege von Wolfshohl aus der Mannschaft BIC, startete kurz vor dem Gipfel des Col de Porte einen Angriff, den nur Jan Janssen mitging. Wolfshohl vertraute auf seine Abfahrtsfähigkeiten und lies die beiden ziehen. Doch er stürzte, sein Rad wurde beschädigt und kein Materialwagen fand sich rechtzeitig ein. Erst als Dietrich Puschel, (neben Herbert Wilde der einzige noch verbliebene Fahrer der deutschen Mannschaft) ihm sein Rad gab, konnte er die Verfolgung aufnehmen - zu spät. Die Tour gewann Jan Janssen als erster Holländer vor Herman Van Springel mit einem knappen Vorsprung von 38 Sekunden, errungen beim Zeitfahren am letzten Tag, Wolfshohl beendete die Rundfahrt als sechster mit einem Rückstand von 3:46 Minuten.
1965 feierte er seinen größten Erfolg, einen Sieg bei der Vuelta. Er hatte eigentlich die Aufgabe für seinen Teamkollegen Raymond Poulidor zu fahren, der als unumstrittener Favorit in diese Rundfahrt ging. Auf der 8. Etappe ging Wolfshohl als Aufpasser in einer Fluchtgruppe mit, die am Ende mit 13:40 Minuten auf das Peloton ins Ziel kam. Damit lag er 5:10 Minuten vor Poulidor. Den Vorsprung baute er auf der 10. Etappe nochmals aus und nutzte seine Chancen auch in den Bergen entgegen der Stallorder, denn immer noch setzte man auf Poulidor. Dieser schwächelte jedoch, Wolfshohl hatte keine Lust mehr immer auf seinen Kapitän zu warten und kümmerte sich um seine eigenen Interessen. Die Stimmung in der Mannschaft war dementsprechend schlecht, geprägt von heftigen Kontroversen, auch wenn das Endergebnis letztendlich für das Team kaum besser sein konnte: Wolfshohl vor Poulidor.
Insgesamt 9mal nahm Rolf Wolfshohl an der Tour de France teil, 1972 zum letzten Mal (25. Platz), 1973 bestritt er sein Abschluss-Rennen und übernahm anschließend für ein Jahr die Leitung des deutschen Rennstalles Rokado. Heute führt er ein Radsportgeschäft, in dem auch individuell angefertigte Räder verkauft werden. Gleichzeitig kümmert er sich um seinen Radsportverein RSC le loup Köln Rath e.V., dessen Hauptaugenmerk vor allem dem Nachwuchs gilt. Von 1995 bis 2000 war er ehrenamtlicher Sportlicher Leiter des Rennens "Rund um Köln".
Ein schwerer Schicksalsschlag traf die Familie Wolfshohl 1984: Der Sohn stützte bei der Deutschen Straßenmeisterschaft der Amateure und brach sich einen Halswirbel, seitdem war er querschnittsgelähmt. Er starb 2013.
Quellen:
Die großen Radsportstars, Walter Rottiers, München 1991
Hightlights Tour de France, H. Boßdorf/B. Boßdorf, Berlin 1999
Beroepsrenners, Deel 1, Rob Keuss
von Maki