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Thaddäus Robl

 

 


Portrait

Robl (14 Jahre) mit seinen Eltern
1895

Thaddäus Robl erkrankte als kleines Kind an Gehirntyphus, bis ins Alter von neun Jahren konnte er sich kaum selbst fortbewegen. Sobald es ihm besser ging, ließ er selbst nicht nach und übte das Radfahren heimlich auf dem Hochrad seines Vaters, der selbst keine Lust mehr hatte, damit zu fahren. Er bekam ein eigenes mit 15 Jahren und so trat er bald in den Münchner "Radlerclub Isarau 1894". Die Lust auf Radrennen war bei ihm immer schon da und so begann er, wenn auch gegen den Willen seiner Eltern, ab 1894, zuerst heimlich, erste Straßenrennnen zu bestreiten. August Lehr und Josef Fischer waren seine großen Vorbilder. Der Widerstand des Vaters brach schließlich, als die ersten achtbaren Erfolge eintraten.  

 

Der junge Robl war ein sehr mutiger Mensch. Mit 15 Jahren rettete er ein zweijähriges Kind gegen alle Vernuft aus einem brennenden Haus und vier Jahre später einen Geisteskranken aus einem Brunnen, in dem dieser drohte zu Ertrinken.

 

Bereits 1896 wurde er Berufsfahrer.

Die Jahre 1897 und 1897 verliefen wechselhaft, in Deutschland auf der Bahn stellten sich die Siege nicht so recht ein, zudem kam häufiges Sturzpech hinzu. Daher versuchte er sein Glück in Frankreich und Belgien. 1898 startet er bei der Fernfahrt Bordeaux-Paris und wurde bei dieser "Unwetterfahrt" auf Anhieb dritter. Der Durchbruch kam jedoch erst 1900, wobei die finanzielle Unterstützung einer Fahrradfirma sich als segensreich erwies. (>>> Robl: Mein schönstes Rennen)

 



Th. Robl vor seinem Start in Brandenburg 1903, nachdem er am Pfingstsonntag gelegentlich der Ausfechtung des Goldenen Rades von Magdeburg schwer gestürzt war.

Wie hart gegen sich selbst, wie willensstark er auftrat, zeigt ein Beispiel aus dem Jahre 1902. Beim Friedenauer Sechs-Stunden-Rennen stürzte er bereits nach 5 km  schwer. "Der rauhe Zement  der Kurve hatte kaum ein Stückchen Haut auf seiner linken Körperseite gelassen, auf der er hinuntergeschlittert war; nur noch rohes, blutiges Fleisch war zu sehen (...). Am Rande der Piste lag Thaddy und rührte sich nicht (...); kaum mehr eine Minute konnte vergangen sein, kam Robl wieder zu sich, sprang auf und verlangte nach einer Maschine. Fast schroff lehnte er ärztliche Hilfe ab (...). Die Zuschauer verlangten nach diesem furchtbaren Sturz keine großen Meisterleistungen mehr von ihm. Kein Mensch hätte gemurrt, wenn er nach wenigen Kilometern wieder ausgestiegen wäre.  Robl aber dachte nicht daran, seinen Gegnern kampflos einen Sieg zu überlassen. (...) Mit schmerzverzerrtem Gesicht umkreiste er das Oval, lag nach einer Stunde nur noch eine Runde hinter dem führenden Dickentman und übernahm nach weiteren 20 Minuten das Kommando. Mit jeder weiteren Runde wurde das Fahren für ihn qualvoller; den Sattel konnte er kaum benutzen, da das harte Leder auf die frischen Wunden drückte, die sich durch die andauernde Bewegung nicht schließen konnten." Robl gewann vor Dickentman, Ryser und Huret  mit neuem Weltrekord. (1)

 

Robl eilte nun von Triumph zu Triumph, die Welt lag dem 'hageren, schlanken, dem zähen, ausdauernden, behenden und elastischen' Thaddy zu Füßen.

 

Die Radwelt schreibt 1903: "Man braucht den Namen nur zu nennen, und die Miene eines jeden Radsportenthusiasten erstrahlt vor Vergnügen." "Thaddy, der Name der eisernen Energie und einer phänomenalen Zähigkeit und Widerstandskraft. Ist er aus Sprungfedern zusammengesetzt? Besteht er aus Kautschuk? Unwillkürlich tauchen diese Fragen in uns auf, wenn wir sehen, wie Robl Runde um Runde und Kilometer um Kilometer gleichmäßig automatenhaft durchtritt, ohne die Stellung auf dem Rade auch nur einmal zu ändern; wie er nach einem Sturz, der jeden andern kampfunfähig machen würde, blutend, zerschunden sofort wieder aufsteigt und weiter tritt Runde um Runde (...). Sein Mut grenzt an Tollkühnheit; wenn jeder andere Fahrer Bedenken trägt, auf einer nassen, schlüpfrigen, engen Bahn oder unter sonst ungünstigen Verhältnissen zu starten, Thaddy wagt es." (3)

 



A. Klimanschewsky 1955: "Ist Sportruhm vergänglich? 20 Jahre nach Robls Tod drückte ich die Schulbank, und mir ist heute noch in guter Erinnerung, dass wir Jungen nicht vom Radfahren sprachen, sondern nur vom "Durch-die-Straßen-Robln"."

Auch im Ausland ist er beliebt, sicher auch aufgrund seiner perfekten englischen und französischen Spachkenntnisse. Er "war der Liebling der Gesellschaft, (er) fehlte bei keinem großen Boxkampf und Pferderennen als Zuschauer und hatte ungezählte Verehrerinnen." (2)

 

1906 stellt Thaddäus Robl in München seinen letzten Weltrekotd mit 91,893 km/h hinter einem Schrittmacher auf.

 

Robl begab sich zudem unter die Buchautoren. Unter dem Titel 'Der Radrennsport ' veröffentlichte er mit Unterstützung des Radsportkenners und -chronisten Fredy Budzinsky 1905 ein Buch, in dem alle Facetten des Radsports behandelt wurden.

 

Wie viele andere Fahrer, wendet er sich nach der Karriere dem Flugsport  zu. 1909 wird er Kunstflieger. Am 18. Juni 1910, nachdem er trotz aufkommender starker Winde zu einer Vorführung gestartet war, wird er (so eine Schilderung, es gab auch Selbstmordgerüchte) in 20 Meter Höhe aus der zerberstenden Maschine herausgeschleudert und von dem Motor erschlagen. (1)



Th. Robl in seinem "Heim" unter der Tribüne des Friedenauer Sportparks. Mathern, der bekannte Masseur, bearbeitet Thaddi.
Postkarte aus dem Jahr 1910, versandt am 10. Juli von der Königlich Bayerischen Bahnpost
Thaddäus Robl - dritter von links
Herzlichen Dank an Franz Eieresser für das Foto der Karte

Quellen:

(1) A. Klimanschewsky, Der entfesselte Weltmeister, 1955

(2) W. Gronen/W. Lemke, Geschichte des Radsports, 1987

(3) Sportalbum der Radwelt, 2.,3., 5., 8., 9. Jahrgang





Ergebnisse

1896

mehrere Weltrekorde auf dem Tandem mit Partner Freudenberg

1897

keine großen Erfolge

1898

1. Preis 24-Stunden-Rennen, Verviers 

3. Platz Bordeaux-Paris

(...)

1900

1. Platz in einem 100-Meilen-Rennen (wo?)

1. Platz bei den Olympischen Spielen im 50 000 m-Rennen der Professionals vor Dickentman und Bouhours. 

2. Platz bei den Olympischen Spielen im 24 Stunden-Rennen der Professionals mit 894,7775 km hinter Mathieu Cordang aus den Niederlanden und vor César Garin, Frankreich (Link). 

1901

1. Platz Weltmeisterschaft

1. Platz Europameisterschaften

1902

1. Platz Weltmeisterschaft

1. Platz Europameisterschaften

1. Platz 6-Stunden-Rennen, Berlin-Friedenau

1903

1. Platz Europameisterschaften

1. Platz Goldenes Rad von Friedenau

1. Platz im 10, 20, 30 km-Fahren, Köln

1. Platz G.P. von Mainz

1. Platz G.P. von Berlin

1. Platz G.P. von Köln

1. Platz Friedenauer Goldpokal

1. Platz Meisterschaft von Europa

1. Platz Grosser Herbstpreis von Hannover

2. Platz Weltmeisterschaften

 

Insgesamt errang er 16 erste, 6 zweite und 4 dritte Plätze.

Auf ausländischen Bahnen waren es 26 erste, 2 zweite, 4 dritte Plätze.

 

Auf deutsche Bahnen verdiente er 1903 bei den Dauerfahrern mehr als doppelt soviel wie der zweitgenannte Görnemann. 

 

-   Zwischen 1896 und 1903 errang er auf inländischen Bahnen 55 erste, 28 zweite und 20 dritte Plätze; auf ausländischen Bahnen waren es 33 erste, 8 zweite, 12 dritte Plätze.

Von allen Berufsfahrern verdiente er das meiste Geld. -



Robl als Sieger in der Europa-Meisterschaft Leipzig, 18. September 1904

1904

1. Platz Goldenes Rad von Friedenau

1. Platz Goldenes Motorrad von Berlin

1. Platz Grosser Preis von Magdeburg

1. Platz Grosser Preis von Plauen

1. Platz Grosser Preis von Berlin

1. Platz 100 Kilometer-Meisterschaft von Europa

 

Auf inländischen Bahnen gewann Robl insgesamt 17 erste, 12 zweite Preise und einen dritten

 

- In den Jahren 1895-1904 verdiente Robl von allen Dauerfahrern auf deutschen Bahnen das meiste Geld. Mehr als doppelt soviel wie der zweitplazierte Dickentmann

1905

1. Platz Match Robl-Bouhours

1. Platz Goldpokal von Breslau

1. Platz Goldenes Rad von Steglitz

1. Platz G.P. von Berlin

1906

1. Platz Stundenrekordmatch, Dresden

1. Platz Stundenfahren, Leipzig

1. Platz Internationaler Steherpreis, Leipzig

1. Platz Grosses Goldenes Rad von Zahlendorf

1. Platz Grosser Saxonia-Preis, Plauen

1. Platz Grosser Einweihungspreis, München

1. Platz Sommerpreis, München

1. Platz Goldenes Rad von Hannover

1. Platz G. P. von Hannover

1. Platz G. P. von Europa, Steglitz

1. Platz Grosser Herbstpreis, Steglitz

1. Platz G. P. der Stadt Dresden

 

Auf inländischen Bahnen errang er insgesamt 18 erste, 6 zweite und drei dritte Plätze, auf ausländischen waren es je ein erster und ein dritter und drei zweite Plätze.

Von den deutschen Rennfahrern verdiente Robl 1906 auf inländischenBahnen das meiste Geld.

1907

1. Platz Goldpokal von München

1. Platz Grosser Germaniapreis, Steglitz

1. Platz Meisterschaft von Europa, Hannover

2. Platz Grosser Preis von Europa, Steglitz

2. Platz Grosser Herbstpreis, Steglitz

 

Auf inländischen Bahnen errang er 10 erste, 12 zweite, 10 dritte und 4 vierte Plätze; auf ausländischen waren es 4 zweite und 2 dritte Plätze.

 

Von den deutschen Dauerfahrern verdiente Robl auf deutschen Bahnen am besten.

1908

1. Platz Meisterschaft von Deutschland, 100 km, Dresden

2. Platzr Grosses Goldenes Rad von Steglitz

2. Platz Stundenrennen, Spandau

2. Platz Grosser Pfingstpreis, Spandau

2. Platz Goldenes Rad von Halle

2. Platz Grosser Sommerpreis, Steglitz

2. Platz G.P. des Sportparks Spandau

2. Platz G.P. von Europa, Steglitz

 

Auf inländischen Bahnen errang er 5 erste, 15 zweite, 9 dritte und 10 vierte Plätze.

 

Von den deutschen Dauerfahrern verdiente Robl auf deutschen Bahnen am zweitbesten.

Auf inländischen und ausländischen Bahnen war Robl vom Verdienst her gesehen zwischen 1895 und 1908 mit Abstand der erfolgreichste deutsche Dauerfahrer. 



Das Grab Robls in München 1910

1909

1. Platz Grosser Frühlingspreis

2. Platz Grosser Deutscher Steherpreis, Köln

2. Platz Grosser Sommerpreis, Steglitz

2. Platz G.P. Hannover

2. Platz G.P. von Deutschland

Auf deutschen Bahnen belegte er 6 erste, 11 zweite und 9 dritte Plätze.

 

1909 lag Robl vom Verdienst der deutschen Dauerfahrer auf inländischen Bahnen her gesehen, an zweiter Stelle.

 

- In den Jahren 1905 - 1909 verdiente Robl von den deutschen Dauerfahrern mit Abstand das meiste Geld.

 



Die Mutter Robls im Kreise der Teilnehmer am "Robl-Memorial" auf der Rennbahn in München

 

&copy Cycling4fans

Januar 2005


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