Ein weiteres ausführliches Portrait, von Manfred Poser, ist
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Lobeshymnen, achtungsvolle Worte, wo immer man liest, Walter Taylor, nur Major Taylor genannt, brachte die Leute zum Schwärmen. "Taylor auf dem Rade bei der Arbeit zu sehen, ist ein Hochgenuss. Sein Körper ist vollendet ebenmäßig (..) wie seine Erscheinung überhaupt mehr geschmeidig zäh, als kraftvoll ist. Mit der Maschine scheint er völlig verwachsen; auch beim schärfsten Spurt bewegt sich nichts an ihm, als die auf- und abwirbelnden Beine und die wachsamen Augen."(1)
Taylor kam aus ärmlichen Verhältnissen. Als Junge verdiente er sich etwas mit Fahrrad-Stunts hinzu, die er in einer Miltitäruniform als Werbegag vor einem Fahrradgeschäft vollführte. Darauf ist der ‚Major’ in seinem Namen zurückzuführen. Bereits mit 13 Jahren soll er sein erstes Rennen bestritten haben.
Walter bekam als junger Mann eine Stelle als Hausboy und Fabrikgehilfe bei dem aufgeschlossenen und toleranten Fahrradfabrikanten Louis Munger, der bald zu seinem Manager wurde und ihn intensiv förderte - trotz seiner Hautfarbe. Schwarzen war in den neunziger Jahren die Mitgliedschaft in den gängigen, für Weiße offenen amerikanischen Radsportverbänden und -clubs verwehrt. Radfahren war jedoch in vielen Schichten sehr populär und so gründeten Schwarze bald ihre eigenen Clubs. Der tiefsitzende Rassismus veranlasste Taylor mit Munger nach Worcester (Mass.) zu gehen, wo dieser eine neue Fabrik errichtete und die allgemeine Atmosphäre etwas toleranter war.
Leider gab es hier keine hochentwickelte Rennszene, sodass er 1896 wieder zurück nach Indianapolis gehen musste. Schnell erregte er Aufsehen durch die Aufstellung zweier, wenn auch inoffizieller Sprint-Weltrekorde. Aufgrund seiner Hautfarbe bekam der junge Amateur für die Bahn Startverbot. Ihm wurde jedoch eine Profilizenz erteilt. Er ging nach New York und bestritt sein erstes Rennen als Berufsfahrer bei den Six-Days im Madison Square Garden.
Mit Schikanen und Diskriminierungen seitens der Rennbahnbesitzer, Konkurrenten, des Publikums und der Presse musste der Ausnahmeathlet weiterhin kämpfen. Vielleicht machte ihn das alles besonders stark. Seine Vorliebe für die Zahl 13, von der immer berichtet wurde, soll darauf zurückgehen. In den USA galt die 13 als Unglückszahl, niemand wollte diese Startnummer haben oder in einem entsprechenden Hotelzimmer wohnen, also gab man Taylor alles was mit der 13 zu tun hatte. Er machte sie zu seiner Glückszahl.