von Hanna

Liebe wissbegierige Ullrich-Fanatiker,

wieder einmal ist es unserer Spezialeinheit gelungen, einen kurzen Blick in das geheime Tagebuch unseres Nationalhelden von 1997 zu werfen.

Doch seitdem unser wandelnder Weihnachtsstollen eine Blutgrätsche nach der anderen von einem gewissen Texaner verpasst bekam, mussten ja bekanntlich neue Helden her, die mindestens genauso geschmacklose Arbeitskleidung tragen wie unser Pedalen-Schumi. Dass dieses in einem Hype rund um halbverhungerte V-Stilistiker enden würde, konnte natürlich keiner ahnen. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe an, Herrn Ullrich wieder zu mehr Popularität zu verhelfen, und zwar durch die Veröffentlichung eines weiteren Auszugs aus seinem geheimen Tagebuch. Unserer Kontaktperson war es möglich Kopien anzufertigen, während Jan sich im Badezimmer seiner Suite die Fußnägel lackierte.

Lesen Sie nun Jans aktuellste Gedanken zur Quatar-Rundfahrt:

 

Gestern sind wir mit unserem Team in Arabien angekommen und ich werde mein erstes Rennen der Saison fahren. Aber bis zum Startschuss der ersten Etappe dauert es noch ein wenig und wir Jungs haben die freie Zeit ausgiebig genutzt, um die Gegend unsicher zu machen.

Nachdem die Minibar meiner tollen Hotelsuite ausgeräumt war und sich das Zimmermädchen weigerte, die elfte Flasche Champagner zu bringen, haben wir Männer die Hoteldisco erobert. Leider durfte John Travolta (Klödi) nicht mit nach Doha... aber die Disco hier hätte ihm sicherlich gefallen.

Schon am Eingang wurden wir herzlich empfangen und ein Scheich wollte mir, dem Boss, sofort den Hiekmann für fünf Kamele abkaufen, da er eine neue Bauchtänzerin brauchte. Thorsten war von seinem neuen Job als Profitänzerin total begeistert und besonders gut gefiel ihm, dass er sogar unser Team-Trikot anziehen durfte, da der Scheich total auf blonde Schönheit in rosa stand.

Am nächsten Morgen, naja, Nachmittag, gab es allerdings ziemlichen Ärger vom Rudi als er die vier Kamele in meiner Suite entdeckte. Auch als ich ihm von dem tollen Tausch erzählte und lebhaft schilderte, wie schwer es gewesen war, die Viecher in den Hotelfahrstuhl zu bekommen, regte er sich nicht ab (dass der Kameltransport dadurch erschwert wurde, dass ich einen kleinen Schwips hatte, erzählte ich lieber nicht. Und das ich ein Kamel in der Hotelküche verloren hatte, weil ich auf den falschen Fahrstuhlknopf gedrückt hatte, verschwieg ich auch).

Letztendlich musste ich also mit meinem Rad losfahren - die vier Kamele im Schlepptau - um Hiekmann zurückzuholen. Der Scheich war dummerweise besser im Kopfrechnen als ich und bemerkte nach einiger Zeit, dass ein Kamel fehlte. Deshalb wollte er den Thorsten behalten, der sich wiederum schon voll und ganz in seine neue Rolle eingefunden hatte und im rosa Tüllröckchen plus Team-Trikot um uns herumhüpfte (wahrscheinlich befand er sich auch noch in einem sterngranatenvollen Zustand).

Unverrichteter Dinge fuhr ich also mit meinen Kamelen zurück in Richtung Hotel und überlegte schon wie ich Rudi erklären sollte, dass wir jetzt vier neue Kamele im Team haben würden.

Doch dann kam unterwegs die Rettung:

Vor mir tauchte auf einmal Magnus Bäckstedt auf. Er trainierte auf einer Sanddüne für eine Tour de France-Bergetappe. Mir wurde klar: den könnte ich super gegen den Hiekmann zurücktauschen!!!! Gesagt, getan.

Nach kurzem Kampf kehrte ich zum Scheich zurück und tauschte Bäckstedt gegen Hiekmann. Keiner der beiden war allerdings darüber glücklich: Thorsten wollte weiter tanzen und Magnus passte das Röckchen vom Hiekmann nicht.

Der Scheich schenkte mir zusätzlich noch meine vier Kamelfreunde, die ich mittlerweile ganz toll ins Team integriert habe: nachdem ich ihnen die Beine rasiert hatte, konnte keiner mehr den Unterschied zwischen uns und den Kamelen feststellen.

So, liebes Tagebuch, jetzt muss ich das Licht ausmachen und schlafen,

 

Dein Jan.

 

P.S.: Hiekmann schmollt noch immer.